Der „Kommunikative Konstruktivismus“ in der Diskussion

Autor/innen

  • Michaela Pfadenhauer Universität Wien
  • Bernt Schnettler Universität Bayreuth Fachgruppe Soziologie

Schlagworte:

Soziologische Theorie, Sozialkonstruktivismus, Materialität, Objektivierungen

Abstract

In der Wissenssoziologie bildet sich ein konzeptueller Ansatz aus, der als Kommunikativer Konstruktivismus bezeichnet wird. Er versteht sich als offene Theoriebaustelle, die sich vom Sozialkonstruktivismus ausgehend darum bemüht, zentrale Elemente aus diversen Theorieansätzen derart miteinander zu verbinden, dass sie zum wesentlichen Fortschritt in der Ausformulierung wissenssoziologischer Sozial- und Gesellschaftstheorie beitragen. Die Kritik an den Kernannahmen des Sozialkonstruktivismus berücksichtigend, bezieht er phänomenologische, weberianisch-handlungstheoretische, symbolisch-interaktionisti­sche, durkheimianisch-organizistische sowie strukturalistische Elemente in seine Theorienanlage mit ein. Ebenso werden hermeneutische, pragmatistische und marxis­tisch-materialistische Beiträge integriert. Die Entwicklung des kommunikativen Konstruk­tivismus verdankt sich insbesondere den Herausforderungen der jüngeren Theorieent­wicklung, wie sie von hermeneutischen Ansätzen, von der Systemtheorie und der Theorie des kommunikativen Handelns sowie vom Poststrukturalismus, der Actor-Network- Theorie und dem Neopragmatismus formuliert werden. Zur programmatischen Fortent­wicklung im Rahmen eines gegenüber dem Sozialkonstruktivismus wesentlich erweiterten kommunikativen Konstruktivismus orientieren sich die begonnenen Arbeiten an einer offenen Theorie, die sich darum bemüht, den Herausforderungen im Sinne des ›Post- Konstruktivismus‹ nicht vornehmlich durch Abgrenzungen entgegen zu treten. Die Theoriearbeit zielt vielmehr auf Annäherung an und Verständigung mit parallel laufenden Theorieentwicklungen in der Soziologie.

Damit soll diese Sektionsveranstaltung zur weiteren Entwicklung des Kommunikativen Konstruktivismus als einer offenen, integrativen und reflexiven Sozialtheorie der Gegenwartsgesellschaft beitragen. Es geht darum, sich nicht allein in allgemeiner theoretisch-analytischer Weise, sondern unter der Perspektive einer Reflexion der wissenssoziologi­schen und methodologischen Bedingungen für die soziologische Theoriebildung mit dem Kommunikativen Konstruktivismus auseinandersetzen.

Autor/innen-Biografie

Michaela Pfadenhauer, Universität Wien

Universität Wien

Institut für Soziologie

Rooseveltplatz 2

1090 Wien

 

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

2017-08-04

Ausgabe

Rubrik

Sektion Wissenssoziologie: Der Kommunikative Konstruktivismus und die Kommunikationsgesellschaft