Der „Kommunikative Konstruktivismus“ in der Diskussion
Keywords:
Soziologische Theorie, Sozialkonstruktivismus, Materialität, ObjektivierungenAbstract
In der Wissenssoziologie bildet sich ein konzeptueller Ansatz aus, der als Kommunikativer Konstruktivismus bezeichnet wird. Er versteht sich als offene Theoriebaustelle, die sich vom Sozialkonstruktivismus ausgehend darum bemüht, zentrale Elemente aus diversen Theorieansätzen derart miteinander zu verbinden, dass sie zum wesentlichen Fortschritt in der Ausformulierung wissenssoziologischer Sozial- und Gesellschaftstheorie beitragen. Die Kritik an den Kernannahmen des Sozialkonstruktivismus berücksichtigend, bezieht er phänomenologische, weberianisch-handlungstheoretische, symbolisch-interaktionistische, durkheimianisch-organizistische sowie strukturalistische Elemente in seine Theorienanlage mit ein. Ebenso werden hermeneutische, pragmatistische und marxistisch-materialistische Beiträge integriert. Die Entwicklung des kommunikativen Konstruktivismus verdankt sich insbesondere den Herausforderungen der jüngeren Theorieentwicklung, wie sie von hermeneutischen Ansätzen, von der Systemtheorie und der Theorie des kommunikativen Handelns sowie vom Poststrukturalismus, der Actor-Network- Theorie und dem Neopragmatismus formuliert werden. Zur programmatischen Fortentwicklung im Rahmen eines gegenüber dem Sozialkonstruktivismus wesentlich erweiterten kommunikativen Konstruktivismus orientieren sich die begonnenen Arbeiten an einer offenen Theorie, die sich darum bemüht, den Herausforderungen im Sinne des ›Post- Konstruktivismus‹ nicht vornehmlich durch Abgrenzungen entgegen zu treten. Die Theoriearbeit zielt vielmehr auf Annäherung an und Verständigung mit parallel laufenden Theorieentwicklungen in der Soziologie.
Damit soll diese Sektionsveranstaltung zur weiteren Entwicklung des Kommunikativen Konstruktivismus als einer offenen, integrativen und reflexiven Sozialtheorie der Gegenwartsgesellschaft beitragen. Es geht darum, sich nicht allein in allgemeiner theoretisch-analytischer Weise, sondern unter der Perspektive einer Reflexion der wissenssoziologischen und methodologischen Bedingungen für die soziologische Theoriebildung mit dem Kommunikativen Konstruktivismus auseinandersetzen.References
Keller, R. 2013: Kommunikative Konstruktion und diskursive Konstruktion. In R. Keller, H. Knoblauch, J. Reichertz (Hg.), Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden, S. 69–94.
Keller, R., Raab, J. (Hg.) 2016: Wissensforschung – Forschungswissen. Erster Kongress der Sektion Wissens-soziologie. Weinheim: Juventa.
Knoblauch, H. 2013: Grundbegriffe und Aufgaben des kommunikativen Konstruktivismus, In R. Keller, H. Knoblauch, J. Reichertz (Hg.), Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden, S. 25–47.
Knoblauch, H. 2017: Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit. Wiesbaden: Springer VS.
Knoblauch, H., Schnettler, B. (2009): Konstruktivismus. In R. Buber, H. Holzmüller (Hg.), Qualitative Markt-forschung. München, S. 127–136.
Luckmann, T. 1992: Theorie des sozialen Handelns. Berlin, New York: de Gruyter.
Pfadenhauer, M. 2017: Von Objekten zu Objektivierung. Zum Ort technischer Materialität im Kommunikati-ven Konstruktivismus. Soziale Welt (under review).
Reichertz, J. 2009: Kommunikationsmacht. Wiesbaden: Springer VS.
Reichertz, J. 2013: Grundzüge des kommunikativen Konstruktivismus. In R. Keller, H. Knoblauch, J. Reichertz (Hg.), Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden, S. 49–68.
Srubar, I. 2007: Alfred Schütz’ Konzeption der Sozialität des Handelns. In Ders., Phänomenologie und sozio-logische Theorie. Wiesbaden, S. 209–221.
Downloads
Published
Issue
Section
License
Beiträge im Verhandlungsband des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie werden unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht.
Dritte dürfen die Beiträge:
-
Teilen: in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
-
Bearbeiten: remixen, verändern und darauf aufbauen
unter folgenden Bedinungen:
-
Namensnennung: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden
-
Nicht kommerziell: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen