Akademisierung der Arbeitswelt – das Ende der Beruflichkeit?

Autor/innen

  • Uwe Elsholz Fernuniversität in Hagen
  • Ariane Neu

Schlagworte:

Beruf, Akademisierung, berufliche Bildung, duales Studium

Abstract

Der Beitrag diskutiert Veränderungen hinsichtlich der Qualifizierungs- und Rekrutierungsstrategien von Unternehmen insbesondere in seinen Auswirkungen auf die Bedeutung von Beruf und Beruflichkeit. Hintergrund sind Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das sich in drei Branchen – dem Einzelhandel, der IKT-Branche sowie der Metall- und Elektrobranche – mit Fragen der zunehmenden Akademisierung der Arbeitswelt auseinandergesetzt hat. Ziel war es, sowohl branchenübergreifende Entwicklungen als auch branchenspezifische Aspekte zu identifizieren, ob und wie sich der Trend zur Akademisierung etwa in den Qualifizierungs- und Rekrutierungsstrategien oder veränderten Karrierechancen niederschlägt. Im Beitrag werden Projektergebnisse vorgestellt, die darauf hindeuten, dass insbesondere durch die Bedeutungszunahme von Absolventinnen und Absolventen eines dualen Studiums ein neuer Bildungs- und Sozialisationstyp entsteht. Damit einher geht die Frage nach einem Bedeutungsverlust von Beruf und Beruflichkeit.

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Veröffentlicht

2019-10-29

Zitationsvorschlag

[1]
Elsholz, U. und Neu, A. 2019. Akademisierung der Arbeitswelt – das Ende der Beruflichkeit?. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

Ausgabe

Rubrik

Sektion Arbeits- und Industriesoziologie: Erosion der Facharbeit? Veränderungen von Fachlichkeit und Beruflichkeit im Kontext von technologischem Wandel, Akademisierung und Globalisierung