Zwischen ‚Festung Europa‘ und ‚Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts‘: NGO-Netzwerke in der Institutionalisierung eines europäischen Flüchtlingsregimes
Schlagworte:
Flüchtlingsregime, Flüchtlingsorganisation, Analyse egozentrierter NetzwerkeAbstract
In diesem Beitrag wird von der Annahme ausgegangen, dass ein europäisches Asyl- und Flüchtlingssystem erst am Anfang seiner gesellschaftlichen Institutionalisierung steht. In Anlehnung an neo-institutionalistische Konzepte lässt sich argumentieren, dass mit der Verabschiedung eines Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) auf der regulativen Ebene bereits eine weitgehende Homogenisierung erreicht wurde. Dem sind aber bisher keine entsprechenden Institutionalisierungen auf der normativen und kognitiven Ebene gefolgt. Ausgangspunkt der im Folgenden dann vorzustellenden empirischen Befunde ist die Annahme, dass sich ein GEAS als europäische Institution nur dann stabilisieren kann, wenn entsprechende handlungswirksame organisationale Felder entstehen, innerhalb derer sich asyl- und flüchtlingsbezogene kollektive und korporative Akteure zu legitimieren haben. Aufbauend auf Datenerhebungen in fünf EU-Mitgliedsländern, die als Mittelmeeranrainerstaaten besonders von den Asyl- und Flüchtlingsherausforderungen betroffen sind, wird am Beispiel der egozentrierten organisationalen Netzwerke flüchtlingsbezogener Organisationen in Italien und Zypern gezeigt, dass flüchtlingsbezogene organisationale Netzwerke zwischen lokaler, nationaler und europäischer Ebene tatsächlich existieren und vielfältige Akteurstypen mit variierenden Werten und Normen integrieren. Dies erlaubt abschließend einen Ausblick auf mögliche Institutionalisierungsdynamiken eines GEAS und auf weitere Forschungsdesiderata.
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