Zum affirmativen Potenzial soziologischer Kritik. Überlegungen zur Dialektik von Kritik und Affirmation in den Sozialwissenschaften

Autor/innen

  • Andreas Stückler Institut für Soziologie, Universität Wien

Schlagworte:

Kritik, Theorie, Dialektik, Praxisorientierung, Kritische Theorie

Abstract

Die Aufgabe – und zugleich die große Herausforderung – soziologischer Kritik besteht in der konsequenten und rückhaltlosen Analyse gesellschaftlicher Herrschafts- und Machtverhältnisse. Nur kraft eines umfassenden Verständnisses der sozialen Ursachen gesellschaftlicher Probleme und Missstände kann Kritik überhaupt in der Lage sein, eine Perspektive zu eröffnen, durch die potentiell eine Überwindung des kritisierten Zustandes und mithin eine Veränderung zum Besseren möglich würde. Diese Aufgabe wird indes oft nur unzureichend erfüllt, wobei als eine der Hauptursachen eine ausgeprägte und weiter zunehmende Praxisorientierung soziologischer Kritik identifiziert werden kann. Kritik bleibt dabei so hoffnungslos verstrickt mit jenem gesellschaftlichen Zustand, den sie eigentlich verändern möchte, dass sie diesen mit ihrer Kritik häufig sogar unfreiwillig stabilisiert und selbst reproduziert – sie wird tendenziell affirmativ. Diese Dialektik soziologischer Kritik wird im vorliegenden Beitrag näher beleuchtet wie auch Überlegungen zu möglichen Auswegen und Alternativen angestellt.

Literaturhinweise

Adorno, T. W. 2003a [1962]: Zur Logik der Sozialwissenschaften. In T. W. Adorno, Gesammelte Schriften 8. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 547–565.

Adorno, T. W. 2003b [1966]: Negative Dialektik. Gesammelte Schriften 6. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Bolte, G. (Hg.) 1989: Unkritische Theorie. Gegen Habermas. Lüneburg: zu Klampen.

Bröckling, U. 2007: Das unternehmerische Selbst. Soziologie einer Subjektivierungsform. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Butler, J. 1991: Das Unbehagen der Geschlechter. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Gruschka, A. 1994: Bürgerliche Kälte und Pädagogik. Moral in Gesellschaft und Erziehung. Wetzlar: Büchse der Pandora.

Habermas, J. 1981: Theorie des kommunikativen Handelns, 2 Bände. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Honneth, A. 1994: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt am Main: Suhrkamp.

Horkheimer, M. 1937: Traditionelle und kritische Theorie. Zeitschrift für Sozialforschung, 6. Jg., Heft 2, 245–294.

Horkheimer, M., Adorno, T. W. 2010 [1947]: Dialektik der Aufklärung. Frankfurt am Main: Fischer.

Kurz, R. 1993: Die Demokratie frisst ihre Kinder. Bemerkungen zum neuen Rechtsradikalismus. In Krisis (Hg.): Rosemaries Babies. Die Demokratie und ihre Rechtsradikalen. Unkel am Rhein, Bad Honnef: Horlemann, 11–87.

Lessenich, S. 2014: Soziologie – Krise – Kritik. Zu einer kritischen Soziologie der Kritik. Soziologie, 43. Jg., Heft 1, 7–24.

Scholz, R. 2000: Das Geschlecht des Kapitalismus. Feministische Theorien und die postmoderne Metamorphose des Patriarchats. Bad Honnef: Horlemann.

Sennett, R. 1998: Der flexible Mensch. Berlin: Berlin-Verlag.

Stückler, A. 2014a: Gesellschaftskritik und bürgerliche Kälte. Soziologie, 43. Jg., Heft 3, 278–299.

Stückler, A. 2014b: Krise oder Restrukturierung von Männlichkeit? Zur hegemonialen Männlichkeit im Finanz-markt-Kapitalismus. Paper für den »Tag der Politikwissenschaft 2014«, 29. November 2014, Wien.

Downloads

Veröffentlicht

2015-12-23

Ausgabe

Rubrik

Ad-hoc: Krise der Kommunikation: Wo bleibt der soziologische Diskurs?