Das Alltägliche im Außeralltäglichen: Eine Großübung als Krisenexperiment für die Sicherheit am Flughafen
Keywords:
Sicherheit, Flughafen, BeobachtungAbstract
In dem Forschungsprojekt „Soft Parts – soziale Bestimmungsgründe der Sicherheit am Flughafen“ soll untersucht werden, wie das Handeln der Sicherheitsakteure in der täglichen Zusammenarbeit als auch in Krisensituationen (über bspw. die Ausbildung) formalisiert ist und wie dies in der Praxis konkret in Alltagsroutinen überführt wird. Untersuchungsgegenstand sind die Zugangskontrollen für Passagiere und Mitarbeiter zu den Sicherheitsbereichen am Flughafen. Luftsicherheitskontrollen sind in der alltäglichen Praxis durch vorwiegend monotone, stark regulierte Arbeitsabläufe definiert. Gleichzeitig verlangt der Arbeitsauftrag, die Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten und einen sicheren, routinisierten Umgang mit Krisen und unerwarteten Situationen zu gewährleisten. Aufgrund der Seltenheit von ernsten Vorkommnissen (Großschadenslagen) ist eine Erhebung der tatsächlichen Verhaltensweisen im schweren Krisenfall methodisch kaum zugänglich.
Mit unserem Beitrag wollen wir zeigen, wie mithilfe ethnographischer Methoden dieser schwer zugängliche Moment der sozialen Ordnungsbildung in der Krise neue Erkenntnisse ermöglicht und den von uns klassischen Methodenmix von qualitativen und quantitativen Methoden sinnvoll ergänzt. So wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Projektes zusätzlich zu den geplanten Methoden der Datenerhebung – qualitative Interviews, quantitative Befragung, Expertenworkshops, Dokumentenanalyse – eine strukturierte Beobachtung einer Katastrophenübung im Sinne eines „Krisenexperimentes“ (Garfinkel) realisiert. Diese wiederum liefert interessante Einblicke, wie die verschiedenen Akteure die Interaktionsordnung unter verschärften Bedingungen aushandeln. Durch die Ethnographie des Außeralltäglichen können somit implizite Normen der Zusammenarbeit sichtbar gemacht werden, die auch das alltägliche soziale Gefüge maßgeblich prägen.
In dem Vortrag wollen wir nicht nur die Ergebnisse unserer Beobachtung präsentieren, sondern auch die Bezüge offenlegen, wie in unserem Forschungsprojekt ethnographische Methoden helfen, zum einen die Vorbereitung einer quantitativen Befragung zu konkretisieren und zum anderen die aus qualitativen Interviews gewonnen Aussagen zu kontextualisieren.
Unser Fazit ist, dass ethnographische Methoden insbesondere für praxisbezogene Forschungsprojekte wie „Soft Parts“ für die realitätsnahe Konzipierung der Datenerhebung und für die Interpretation von Daten von Nutzen sind.
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