Soziale Prägungen und fachkulturelle Sozialisationsprozesse - am Beispiel des Ingenieurberufs

Autor/innen

  • Tobias Sander IBA Hamburg
  • Jan Weckwerth Universität Göttingen

Schlagworte:

Sozialisation, Profession, Beruf, Habitus, Lebensstile, Berufszugang

Abstract

Das Personal der Professionen setzt sich aus einerseits sozial-alltagskulturell und andererseits fachkulturell spezifisch geprägten Akteur/-innen zusammen. Der vorliegende Beitrag nimmt das Verhältnis dieser Dimensionen und deren gegenseitige Verschränkungen in den Blick. Am Beispiel des Ingenieurberufs werden Differenzen und Analogien zwischen den Alltagskulturen, den beruflich-akademischen Fachkulturen und den professionellen Tätigkeitsprofilen skizziert – wobei in diesem Fall die Analogien überwiegen. Durch den vergleichsweise nahtlosen Anschluss der Fachkulturen an die alltagskulturellen Dispositionen reproduzieren und verstetigen sich die sozialisatorischen ‚Mitbringsel‘ der Personen als auch die Struktur des (Ausbildungs-)Feldes. Diese doppelte Stabilität erwies sich allerdings als hinderlich für tiefgreifende Ausbildungsreformen, die aufgrund der Veränderung der Berufsprofile im Zuge des Wandels der industriellen Arbeitsorganisation zur Debatte standen.

Literaturhinweise

Arnold, R. 1991: Betriebliche Weiterbildung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Bargel, T., Multrus, F., Schreiber, N. 2007: Studienqualität und Attraktivität der Ingenieurwissenschaften. Eine Fachmonographie aus studentischer Sicht. Bonn/Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Bargel, T., Ramm, M. 1998: Ingenieurstudium und Berufsperspektiven. Sichtweisen, Reaktionen und Wünsche der Studierenden. Bonn: Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie.
Bargel, T., Ramm, M., Multrus, F. 2008: Studiensituation und studentische Orientierungen. 10. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen. Bonn/Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
BMBF (Hg.) 1999: Neue Ansätze für Ausbildung und Qualifikation von Ingenieuren. Herausforderungen und Lösungen aus transatlantischer Perspektive. Bericht und Dokumentation. Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Bourdieu, P. 1982: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P. 1987: Sozialer Sinn. Kritik der theoretischen Vernunft. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P. 1988: Homo academicus. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bourdieu, P., Wacquant, L.J.D. 1996: Reflexive Anthropologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Duddeck, H., Mittelstraß, J. (Hg.) 1999: Die Sprachlosigkeit der Ingenieure. Opladen: Leske + Budrich.
Evetts, J. 2013: Professionalism: Value and ideology. Current Sociology, 61. Jg., Heft 5–6, 778–796.
Friedrich, H.R. 2001: Veränderung des Kanons in der Ingenieurausbildung? Verhältnis neuer Zusatz- und Schlüsselqualifikationen, fachspezifischem Kern und Zeitbudget – eine Optimierungsaufgabe. In Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.), Soziale Kompetenz im Ingenieurberuf. Berlin: TU Berlin, 7–17.
Hermanns, H., Tkocz, C., Winkler, H. 1984: Berufsverlauf von Ingenieuren. Biografie-analytische Auswertung narrativer Interviews. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Kogon, E. 1976: Die Stunde der Ingenieure. Technologische Intelligenz und Politik. Düsseldorf: VDI.
König, W. 2006: Vom Staatsdiener zum Industrieangestellten. Die Ingenieure in Frankreich und Deutschland 1750-1945. In W. Kaiser, W. König (Hg.), Geschichte des Ingenieurs. Ein Beruf in sechs Jahrtausenden. München/Wien: Hanser, 179–232.
Kuhn, T.S. 1976: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Kurz, C. 2000: Nicht nur Techniker sein. Zur Beschäftigung und Arbeit von Ingenieuren in der Industrie. In ISF, INIFES, IfS, SOFI, IAB (Hg.), Jahrbuch sozialwissenschaftliche Technikberichterstattung. Schwerpunkt: Innovation und Arbeit. Berlin: Ed. Sigma, 59–106.
Kurz, C. 2002: Innovation und Kompetenzen im Wandel industrieller Organisationsstrukturen. Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 35. Jg., 601–615.
Kurz, C. 2007: Kompetenzprofile der Ingenieurinnen und Ingenieure im Wandel? In M. Greif (Hg.), Das Berufsbild der Ingenieurinnen und Ingenieure im Wandel. Facetten eines berufssoziologischen Veränderungsprozesses. Düsseldorf: VDI, 58–79.
Kurz, C., Mickler, O. 2000: Neue Anforderungsprofile und Perspektiven der Kompetenzentwicklung für Ingenieure. In B. Lutz, P. Meil, B. Wiener (Hg.), Industrielle Fachkräfte für das 21. Jahrhundert. Aufgaben und Perspektiven für die Produktion von morgen. Frankfurt am Main/New York: Campus, 195–218.
Lange, H. Städtler, A. 2001: Forschungsprojekt: Neue berufliche Anforderungen für Ingenieure und Naturwissenschaftler. In Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.), Soziale Kompetenz im Ingenieurberuf. Berlin: TU Berlin, S. 32–39.
Lange-Vester, A., Teiwes-Kügler, C. 2006: Die symbolische Gewalt der legitimen Kultur. Zur Reproduktion ungleicher Bildungschancen in Studierendenmilieus. In W. Georg (Hg.), Soziale Ungleichheit im Bildungssystem. Eine empirisch-theoretische Bestandsaufnahme. Konstanz: UVK, 55–92.
Larson, M.S. 1977: The Rise of Professionalism. Berkeley, CA: University of California Press.
Lundgreen, P., Grelon, A. (Hg.) 1994 : Ingenieure in Deutschland 1770-1990. Frankfurt am Main: Campus.
Mai, M. 1989: Die Bedeutung des fachspezifischen Habitus von Ingenieuren und Juristen in der wissenschaftlichen Politikberatung – Zur Soziologie von Technik und Recht mit besonderer Berücksichtigung des Bundesimmissionsschutzgesetzes. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang.
Minks, K.-H. 1997: Ingenieurbedarf, Arbeitsmarkt und Ausbildung: Ein Problem der Qualität. In W. Neef, T. Pelz (Hg.), Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin, 167–178.
Minks, K.-H., Heine C., Lewin, K. 1998: Ingenieurstudium – Daten, Fakten, Meinungen. Hannover: HIS.
Morsch, R., Neef, W., Wagemann, C.-H. 1986: Das Elend des Grundstudiums. Ergebnisse einer Verlaufsuntersuchung im Grundstudium des Maschinenbaus und des Bauingenieurwesens an der TU Berlin. Alsbach: Leuchtturm-Verlag.
Müßig-Trapp, P., Willige, J. 2006: Lebensziele und Werte Studierender. HISBUS Online-Umfrage in Zusammenarbeit mit der Wochenzeitung Die Zeit. Hannover: HIS.
Multrus, F., Ramm, M., Bargel, T. 2011: Studiensituation und studentische Orientierungen. 11. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen. Bonn/Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Neef, W. 1997: Im Umbruch zu neuen Konzepten: Leitbilder zu Qualifikation und Ausbildung für einen zukunftsfähigen Ingenieurberuf. In W. Neef, T. Pelz (Hg.), Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin, 215–225.
Neef, W. 1999a: Ausblick: Innovative Ingenieursausbildung – die Mühen der Ebene. In BMBF (Hg.), Neue Ansätze für Ausbildung und Qualifikation von Ingenieuren. Herausforderungen und Lösungen aus transatlantischer Perspektive. Bericht und Dokumentation. Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung, 94–99.
Neef, W. 1999b: Netzwerk „Innovative Ingenieurausbildung – Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft“. In BMBF (Hg.), Neue Ansätze für Ausbildung und Qualifikation von Ingenieuren. Herausforderungen und Lösungen aus transatlantischer Perspektive. Bericht und Dokumentation. Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung, 265–269.
Neef, W., Pelz, T. (Hg.) 1997: Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin.
Neef, W., Philipp, D. 2001: Ausblick: „Die Mühen der Ebene!“ Curriculare Umsetzung von Innovationen in der Ingenieurausbildung. In Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.), Soziale Kompetenz im Ingenieurberuf. Berlin: TU Berlin, 92–95.
Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.) 1999: Aktivierende Lehr- und Lernformen in der Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin.
Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.) 2001: Soziale Kompetenz im Ingenieurberuf. Berlin: TU Berlin.
Paul, G. 1989: Die Bedeutung von Arbeit und Beruf für Ingenieure. Frankfurt am Main/New York: Campus.
Pfadenhauer, M. 2003: Professionalität. Eine wissenssoziologische Rekonstruktion institutionalisierter Kompetenzdarstellungskompetenz. Opladen: Leske + Budrich.
Porschen, S., Bolte, A. 2004: Erfahrungsgeleitete kooperative Arbeit. Kooperationskompetenz – Neue Anforderung an Ingenieure. In F. Böhle, S. Pfeiffer, N. Sevsay-Tegethoff (Hg.), Die Bewältigung des Unplanbaren. Wiesbaden: VS, 78–98.
Ramm, M., Bargel, T. 2002: Arbeitsmarktaussichten und Reaktionen von Studienanfängern in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. In L. Bellmann, J. Velling (Hg.), Arbeitsmärkte für Hochqualifizierte. Nürnberg: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesanstalt für Arbeit, 151–183.
Ramm, M., Multrus, F., Bargel, T., Schmidt, M. 2014: Studiensituation und studentische Orientierungen. 12. Studierendensurvey an Universitäten und Fachhochschulen. Langfassung. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Reetz, L. 1989: Zum Konzept der Schlüsselqualifikationen in der Berufsausbildung. Begründung und Legitimation eines pädagogischen Konzepts. Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Heft 5, 3–10.
Reinhart, G. 1999: Hochschule und Kommunikation – Perspektiven nicht nur für die neue Fakultät Maschinenwesen der TU München in Garching. In BMBF (Hg.), Neue Ansätze für Ausbildung und Qualifikation von Ingenieuren. Herausforderungen und Lösungen aus transatlantischer Perspektive. Bericht und Dokumentation. Bonn: Bundesministerium für Bildung und Forschung, 217–230.
Riedel, U. 2001: Kooperations- und Führungsverhalten von Absolventen der Ingenieurstudiengänge der Hochschule Bremen. In Netzwerk Innovative Ingenieurausbildung (Hg.), Soziale Kompetenz im Ingenieurberuf. Berlin: TU Berlin, 30–31.
Ropohl, G. 1997a: Das neue Paradigma in den Technikwissenschaften. In W. Neef, T. Pelz (Hg.), Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin, 11–16.
Ropohl, G. 1997b: Wie die Technik zur Vernunft kommt. Beiträge zum Paradigmenwechsel in den Technikwissenschaften. Amsterdam: G+B Fakultas.
Ropohl, G. 1999: Der Paradigmenwechsel in den Technikwissenschaften. In H. Duddeck, J. Mittelstraß (Hg.), Die Sprachlosigkeit der Ingenieure. Opladen: Leske + Budrich, 19–32.
Roth, H. 1971: Pädagogische Anthropologie. Band 2: Entwicklung und Erziehung. Hannover: Schroedel.
Sander, T. 2012: Die doppelte Defensive. Soziale Lage, Mentalitäten und Politik der Ingenieure in Deutschland 1890-1933. Wiesbaden: VS.
Sander, T. 2017: Ingenieurberuf und Ingenieure: Postklassische Professionalisierung, fragile Wissenshoheiten und soziale Passungen. In M. Pfadenhauer, C. Schnell (Hg.), Handbuch Professionssoziologie. Wiesbaden: VS [im Erscheinen].
Schmitt, L. 2010: Bestellt und nicht abgeholt. Soziale Ungleichheit und Habitus-Struktur-Konflikte im Studium. Wiesbaden: VS.
Schölling, M. 2005: Soziale Herkunft, Lebensstil und Studienfachwahl. Eine Typologie. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang.
Stein, K. 1997: Berufsbild und Berufsmotivation der IngenieurInnen. In W. Neef, T. Pelz (Hg.), Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin, 85–93.
Teichler, U., Schomburg, H. 2007: Higher Education and Graduate Employment in Europe. Results of Graduates Surveys from Twelve Countries. Dordrecht: Springer.
Truschkat, I. 2010: Kompetenz – Eine neue Rationalität sozialer Differenzierung? In T. Kurz, M. Pfadenhauer (Hg.), Soziologie der Kompetenz. Wiesbaden: VS, 69–84.
VDMA 2012: Maschinenhaus – Campus für Ingenieure, https://www.vdma.org/documents/105628/2776036/Kurzbericht%20VDMA-Projekt%20Maschinenhaus/bbf7ab6b-132f-4038-ad89-170658f1f31a (letzter Aufruf 06. Januar 2017).
Weißbach, H.-J., Poy, A. 1997: Strukturwandel im Unternehmen – Konsequenzen für Ingenieure. In W. Neef, T. Pelz (Hg.), Ingenieurinnen und Ingenieure für die Zukunft. Aktuelle Entwicklungen von Ingenieurarbeit und Ingenieurausbildung. Berlin: TU Berlin, 94–106.

Downloads

Veröffentlicht

2017-10-11

Ausgabe

Rubrik

Sektion Professionssoziologie: Das Personal der Professionen