Berufswahl als Karriere-Sackgasse? Unterschiedliche Aufstiegschancen in Männer- und Frauenberufen
Schlagworte:
Aufstiegschancen, Frauenberufe, Männerberufe, Berufsverlaufsdaten, VerweildauermodellAbstract
Eigentlich stehen heutzutage Frauen wie Männern alle Berufe offen. Trotzdem hat sich an der Geschlechterzusammensetzung der Berufe – trotz großer Bemühungen seitens der Politik und Wirtschaft, Männerberufe für Mädchen schmackhaft zu machen und trotz ihrer teilweise besseren schulischen Leistungen – seit mehr als 30 Jahren wenig verändert. Frauen studieren oder erlernen nach wie vor häufiger typische Frauenberufe im dienstleistungs- oder sozialen Bereich während es Männer weiterhin verstärkt in die naturwissenschaftlichen, technischen und Industrieberufe zieht.
Doch die geschlechtsspezifische Berufswahl bleibt nicht folgenlos: Wie bereits empirisch belegt wurde, sinkt die Entlohnung mit dem Frauenanteil in einem Beruf, sodass Beschäftigte in Frauenberufen besonders wenig verdienen. In dieser Studie untersuchen wir, wie sich die geschlechtsspezifische Berufswahl auf die Aufstiegschancen für Frauen und Männer in typischen Frauen- und Männerberufen auswirkt. Dazu benutzen wir Daten aus der repräsentativen Befragung „Arbeiten und Lernen im Wandel“ (ALWA), in der zwischen 1956 und 1988 Geborene befragt wurden. Zunächst analysieren wir, wie sich die berufliche Mobilität in den ersten 10 Jahren nach dem Erwerbseinstieg in Frauen-, Männer und Mischberufen entwickelt hat. Es zeigt sich, dass Beschäftigte in Frauenberufen ihrem Einstiegsberuf besonders häufig treu bleiben. Jedoch gelingt ein formaler Aufstieg innerhalb des Einstiegsberufs in allen Berufsarten etwa gleich oft. Beschäftigte in Männerberufen nutzen aber viel häufiger auch einen Berufswechsel, um auf der Karriereleiter aufzusteigen.
Im Weiteren untersuchen wir, zu welchem Zeitpunkt ein Aufstieg realisiert werden kann und stellen fest, dass sich die Schere zwischen den Frauen- und Misch-/Männerberufen erst nach ca. vier Jahren öffnet und statistisch signifikante Unterschiede aufzeigt. Nach zehn Jahren haben dann etwa 20 Prozent der Beschäftigten in Frauenberufen und etwa 30 Prozent der Beschäftigten in Männer- oder Mischberufen einen formalen Aufstieg realisiert. Anschließend betrachten wir in multivariaten Analysen, wie sich die Beschäftigung für beide Geschlechter in den typischen Berufen auf ihre Aufstiegschancen auswirken. Wir finden empirische Evidenz dafür, dass Männer selbst in Frauen- und Mischberufen bessere Aufstiegschancen haben. Nur in Männerberufen unterscheiden sich die Aufstiegschancen zwischen den Geschlechtern nicht. Zum Abschluss diskutieren wir die Gründe für die unterschiedlichen Karriereopportunitäten und Implikationen für die Berufswahl.
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