Trennung und die Beziehung zum Vater
Keywords:
Trennung, Vater-Kind-Beziehung, junges Erwachsenenalter, KausalanalyseAbstract
Das junge Erwachsenenalter als Lebensphase wird von wichtigen biografischen Entscheidungen und Übergängen geprägt, wie dem
Eintritt ins Erwerbsleben, dem Auszug aus dem Elternhaus und dem Eingehen einer stabilen Partnerschaft. Der „Erfolg“ beim Bewältigen dieser Übergänge hängt nicht nur von der sozialen Herkunft wie sozialer Schicht oder ethnischer Herkunft ab, sondern auch von elterlicher Unterstützung. Arten elterlicher Unterstützung umfassen finanzielle Hilfeleistungen, praktischen oder emotionalen Support und Ratschläge. Auf der anderen Seite ist gut belegt, dass Trennungen und Scheidungen nicht nur den finanziellen Handlungsspielraum für Väter und Mütter einschränken, sondern auch die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern und besonders zwischen Vätern und Kindern belasten. Trennungen oder Scheidungen können also sowohl das elterliche Unterstützungspotenzial für ihre Kinder in
einer wichtigen Lebensphase als auch langfristig die soziale Integration von Vätern im hohen Alter
gefährden.
Allerdings wird oft implizit davon ausgegangen, dass die Trennung die reduzierte soziale Nähe kausal bedingt. Alternativ könnte interpretiert werden, dass sowohl die Trennung als auch die belasteten Beziehungen danach beide die Folge von länger andauernden familiären Spannungen darstellen.
In dieser Studie werden zwei Fragestellungen verfolgt. Erstens stellt sich die Frage nach den Folgen einer Trennung oder Scheidung für die Beziehung zwischen jungen Erwachsenen und ihren Vätern. Diese Frage soll empirisch unter Berücksichtigung von methodischen Vorgehen zur Kausalanalyse behandelt werden. Zweitens soll der Frage nachgegangen werden, welche Faktoren belastende
Trennungsfolgen abmindern können. Mittels der Schweizer TREE-Daten (Transitionen von der Erstausbildung ins Erwerbsleben)
können seit einigen Jahren Generationenbeziehungen junger Erwachsener auf Basis repräsentativer Daten erforscht werden. Für diese Studie werden die Enge der Beziehung und die Kontakthäufigkeit zwischen 26-Jährigen und ihren Vätern analysiert. Dabei zeigt sich deutlich, dass Trennungsväter weniger Kontakte haben, und dass ihre Kinder die Beziehungen zu ihnen weniger eng wahrnehmen..
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