Haben wir dazu eine Sprache? Synchronisierungsarbeiten des Bundespresseamtes zwischen Politik und (medialer) Öffentlichkeit
Keywords:
Synchronisation, politische Kommunikation, Hybridorganisation, Lügenpresse, social mediaAbstract
Vom Propagandaministerium über das Haus mit den netten bunten Broschüren bis hin zur Anstalt, die der Bundeskanzlerin die Zeitungsausschnitte an den Frühstückstisch bringt – es kursieren viele Wahrnehmungen über das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, kurz Bundespresseamt (BPA). In diesem Text wird das BPA als Hybridorganisation dargestellt, die als Scharnier zwischen Politik und (medialer) Öffentlichkeit fungiert und Synchronisation zwischen beiden Bereichen leistet. Die zuschreibbare dominante Doppelstrategie des BPA zur Überbrückung der Differenz in den Zeitstrukturen des politischen und des medialen Feldes besteht einerseits in der Steigerung der souveränen Reaktionsschnelligkeit, und andererseits in der Herstellung von Dauerhaftigkeit, Planbarkeit, Regelmäßigkeit. Innerhalb des BPA gibt es einen Ort, an dem diese Synchronisation maßgeblich organisiert wird: im ‚Maschinenraum‘, dem Chef-vom-Dienst-Arbeitszimmer. Hier herrscht die Hoheit über die Information wie auch über das Sprechen darüber. Das paradigmatische Mittel dazu ist die ‚Sprache‘, so die interne technische Bezeichnung, in der sich die offiziell gültige und kommunizierbare Haltung der Bundesregierung manifestiert. Diese kommt auf der Hauptbühne der Regierungskommunikation zum Einsatz, namentlich der Bundespressekonferenz (BPK). Diese ‚Sprache‘, so darf vermutet werden, mag nun bei manchen Teilen der Öffentlichkeit als Objekt des Verdachts gelten: Es werde nicht ‚einfach gesagt, wie es wirklich ist‘, sondern die Bevölkerung mithilfe aalglatter Rhetorik und leerer Floskeln abgespeist, womit das BPA gar als Kollaborateurin der vermeintlichen 'Lügenpresse' erscheinen könnte. Als Versuch des BPA, mit dieser Problematik umzugehen, kann das neu eingeführte Format des facebook-Auftrittes verstanden werden. Dieser ständige und schnell arbeitende Auftritt hat Lob in der Berichterstattung erfahren, wohlgemerkt aufgrund seiner ‚lockeren‘ Art des Kommunizierens, mithin: aufgrund seiner anderen Sprache.
References
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