Die Verschränkung von Lokalem und Globalen an Einkaufsorten
Das Verhältnis von Forminvestitionen, Intermediären und Raumwirkungen in Produktion, Distribution und Konsum von Lebensmitteln in Deutschland und Thailand
Schlagworte:
Produktion, Distribution und Konsum, Soziologie der Konventionen, Forminvestitionen, Intermediäre, Raumwirkungen, Lebensmittelmärkte, Verschränkung zwischen Lokalem und globalem, Kontextvergleich (Deutschland/Thailand), EinkaufsorteAbstract
Die Organisation der Märkte für Lebensmittel steht je nach Kontext mit verschiedenen relevanten Intermediären im Zusammenhang, die sich wiederum auf eigene Interaktionslogiken berufen (Konventionen). Als Konsequenz lassen sich unterschiedliche Raumwirkungen in Bezug auf lokale und globale bzw. translokale Warenketten begründen. Der exemplarische Vergleich (Deutschland und Thailand) macht deutlich, dass das typische Wechselspiel der Intermediäre im Kontext der Marktentnahme untereinander und mit dem Konsum- und Produktionskontext lokalspezifische variiert. Diese Verschränkungen basieren auf etablierten Wissensbeständen sowie Praktiken, die sich wechselseitig mit materiellen und immateriellen Infrastrukturen stabilisieren (Forminvestitionen). Die so entstehenden lokalen Verwobenheiten beeinflussen sowohl die Chancen als auch die Hindernisse für langfristige Marktentwicklung. Mit anderen Worten ist die ortstypische Verflechtung zwischen Lokalem und Globalen zumindest auf Lebensmittelmärkten empirisch deutlich stabiler, als in wirtschafts- und raumsoziologischer Literatur gemeinhin unterstellt wird
Literaturhinweise
Barlösius, Eva. 2016. Soziologie des Essens. Eine sozial- und kulturwissenschaftliche Einführung in die Ernährungsforschung. Weinheim et al.: Beltz Juventa.
Baur, Nina. 2013a. Lebensmittel einkaufen. Vertrauen, Konsum und moderne Gesellschaft in Deutschland und Asien. http://soziologie.de/blog/?p=1957.
Baur, Nina. 2013b. Produzenten-Zulieferer-Netzwerke auf Lebensmittelmärkten (Differenzierung 3). http://soziologie.de/blog/?p=1309.
Baur, Nina. 2013c. Frische Lebensmittel. Qualitätskonventionen und die Organisation der Kühlkette in den USA, Deutschland und Asien. http://soziologie.de/blog/?p=1987.
Baur, Nina. 2013d. Die angebliche Ohnmacht der Politik. Über die Politische Regulierung von Märkten. http://soziologie.de/blog/?p=1025.
Baur, Nina. 2014. Lokale Variation und Grenzen der Ökonomisierung. Eine figurationssoziologische Perspektive auf das Verhältnis von Ökonomisierung und Raum. Soziale Welt 65:119–129.
Baur, Nina, und Linda Hering. 2016. Konventionen und Wirtschaftskrisen. Zur Wahlverwandtschaft zwischen lokalen Wirtschaftspraktiken und wirtschaftlichen Entwicklungspfaden. In Geschlossene Gesellschaften. Verhandlungen des 38. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Bamberg 2016, Hrsg. Stephan Lessenich.
Baur, Nina, Julia Fülling, Linda Hering und Susanne Vogl. 2019a. Die Verzahnung von Arbeit und Konsum. Wechselwirkungen zwischen Transformation der Erwerbsarbeit und der Transformationen der milieuspezifischen innerfamiliären Arbeitsteilung am Beispiel der Ernährung. In Transformationen der Arbeitsgesellschaft. Prozess- und figurationstheoretische Beiträge, Hrsg. Stefanie Ernst und Guido Becke. Wiesbaden: Springer VS.
Baur, Nina, Julia Fülling, Linda Hering und Elmar Kulke. 2019b. Konsumenten. Quartier, Milieu und Ernährung. In Waren – Wissen – Raum. Die Koordination von Konsumenten und Produzenten in Warenketten am Beispiel des Lebensmittelhandels, Hrsg. Nina Baur, Julia Fülling, Linda Hering und Elmar Kulke. Wiesbaden: Springer VS.
Baur, Nina, Martina Löw, Linda Hering, Anna Raschke und Florian Stoll. 2014. Die Rationalität lokaler Wirtschaftspraktiken im Friseurwesen. Der Beitrag der „Ökonomie der Konventionen“ zur Erklärung räumlicher Unterschiede wirtschaftlichen Handelns. In Soziologie des Wirtschaftlichen, Hrsg. Dieter Bögenhold, 299–327. Wiesbaden VS.
Beckert, Jens. 2009. The social order of markets. Theory and Society 38:245–269. https://link.springer.com/article/10.1007/s11186-008-9082-0#citeas.
Berger, Doris. 2005. Der Einfluss von Lebensstilen auf das Kaufentscheidungsverhalten von Konsumenten – Ergebnisse einer empirischen Studie. der markt 3+4:118–126.
Bessy, Christian, und Chauvin Pierre-Marie. 2013. The Power of Market Intermediaries: From Information to Valuation Processes. Valuation Studies 1:83–117.
Blois, Keith, Rujirutana Mandhachitara und Tasman Smith. 2001. Retailing in Bangkok: An intriguing example of agglomeration. International Journal of Retail & Distribution Management 29:472–479.
Callon, Michel, Cécile Méadel und Vololona Rabeharisoa. 2002. The economy of qualities. Economy and Society 31:194–217. https://doi.org/10.1080/03085140220123126.
Dannenberg, Peter, und Elmar Kulke. 2014. Dynamics in agricultural value chains. DIE ERDE Journal of the Geographical Society of Berlin 145:121–126.
Dannenberg, Peter, und Elmar Kulke. 2015. Gewissensbisse: Darf ich frisches Gemüse aus Afrika essen? In Essen global, Hrsg. Cornelia Reiher und Sarah Sippel, 123–140. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Desoucey, Michaela. 2010. Gastronationalism: Food Traditions and Authenticity Politics in the European Union. American Sociological Review 75(3):432–455.
Diaz-Bone, Rainer. 2015. Die "Economie des conventions" – Grundlagen und Entwicklungen der neuen französischen Wirtschaftssoziologie. Wiesbaden: VS.
Ermann, Ulrich, Ernst Langthaler, Marianne Penker und Markus Schermer. 2018. Agro-Food Studies. Eine Einführung. Köln et al.: Böhlau Verlag.
Etzold, Benjamin, Md. Afjal Hossain und Sania Rahman. 2013. Street Food Vending in Dhaka: Livelihoods of the Urban Poor and the Encroachment of Public Space. In Dhaka Metropolitan Development Area and Its Planning: Problems, Issues and Policies, Hrsg. S. Jahan und A.K.M. Abul Kalam. Dhaka: Bangladesh Institute of Planners.
Fülling, Julia, und Linda Hering. 2019. Markt – Quartier – Milieu. Wettbewerbsstrategien des Lebensmittelhandels in Berlin. Arbeitsberichte Geographisches Institut, Humboldt-Universität zu Berlin. Berlin.
Gereffi, Gary, John Humphrey und Timothy Sturgeon. 2005. The governance of global value chains. Review of International Political Economy 12:78–104.
Hellmann, Kai-Uwe. 2013. Der Konsum der Gesellschaft – Studien zur Soziologie des Konsums. Wiesbaden: VS.
Knoblauch, Hubert. 2017. Die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit. Wiesbaden: Springer VS.
Knoll, Lisa. 2012. Über die Rechtfertigung wirtschaftlichen Handelns. CO2-Handel in der kommunalen Energiewirtschaft. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Knoll, Lisa. 2013. Die Bewältigung wirtschaftlicher Unsicherheit. Zum Pragmatismus der Soziologie der Konventionen. Berliner Journal für Soziologie 23:367–387.
Kofahl, Daniel, und Sebastian Schnellhaas (Hg.). 2018. Kulinarische Ethnologie – Beiträge zur Wissenschaft von eigenen, fremden und globalisierten Ernährungskulturen. Bielefeld: transcript.
Kulke, Elmar. 2007. The Commodity Chain Approach in Economic Geography. DIE ERDE Journal of the Geographical Society of Berlin 138:117–126.
Lüdtke, Hartmut. 2000. Konsum und Lebensstile. In Konsum, Hrsg. Doris Rosenkranz und Norbert Schneider. Wiesbaden VS.
Martin, Niklas. 2006. Einkaufen in der Stadt der kurzen Wege?: Einkaufsmobilität unter dem Einfluss von Lebensstilen, Lebenslagen, Konsummotiven und Raumstrukturen. Mannheim: MetaGIS.
Ponte, Stefano. 2009. Quality Conventions and Governance in the Wine Trade: A Global Value Chain Approach. In The Globalization of Food, Hrsg. David Inglis und Debra Gimlin, 97–116. Oxford, New York: Berg.
Ponte, Stefano. 2016. Convention theory in the Anglophone agro-food literature: Past, present and future. Journal of Rural Studies 44:12–23.
Reiher, Cornelia, und Sarah Sippel. 2015. Umkämpftes Essen. Produktion, Handel und Konsum von Lebensmitteln in globalen Kontexten. Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.
Ritzer, George, und Todd Stillman. 2003. McDonaldisierung, Amerikanisierung und Globalisierung: Eine vergleichende Analyse. In Moderne amerikanische Soziologie, Hrsg. Dieter Bögenhold. Stuttgart: UTB Lucius & Lucius.
Schröder, Hendrik. 2012. Handelsmarketing- Strategien und Instrumente für den stationären Einzelhandel und für Online-Shops Mit Praxisbeispielen. Wiesbaden: Gabler.
Schulze, Gerhard, 1996. Die Erlebnisgesellschaft. Frankfurt Main/ New York: Campus.
Suckert, Lisa 2015. Organisierter Kompromiss: Wie Ecopreneur-Unternehmen das Dilemma der Nachhaltigkeit lösen. In Organisationen und Konventionen. Die Soziologie der Konventionen in der Organisationsforschung, Hrsg. Lisa Knoll, 193–224. Wiesbaden: Springer Fachmedien.
Thévenot, Laurent, 1984. Rules and implements: investment in forms. Social Science Information 23:1–45.
Tokrisna, Ruangrai. 2005. Thailand changing retail food sector: Consequences for consumers, producers, and trade. https://www.pecc.org/resources/foodagriculture-1/394-thailand-changing-retail-food-sector-consequences-for-consumers-producers-and-trade/file.
Vogel, Raphael. 2015. Kampf um Konventionen. Konventionenbezüge, Felddynamiken und Labels im Schweizer Lebensmittelhandel. Workingpaper/ students des Soziologischen Seminars 01/2015. Luzern, Uni. Soziologisches Seminar der Universität Luzern.
Warde, Alan, Shu-Li Cheng, Wendy Olsen und Dale Southerton. 2007. Changes in the Practice of Eating: A Comparative Analysis of Time-Use. Acta Sociologica 50:363–385. http://www.jstor.org/stable/20460016.
Weiß, Julika. 2006. Umweltverhalten beim Lebensmitteleinkauf. Berlin. Humboldt-Universität zu Berlin, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät II.
Wiswede, Günter, 1972. Soziologie des Verbraucherverhaltens. Stuttgart: Enke.
Zelzier, Viviana. 2005. Culture and Consumption. In The Handbook of Economic Sociology, Hrsg. Neil J. Smelser und Richard Swedberg, 331–355. New York: Princeton University Press and Sage.
Downloads
Veröffentlicht
Zitationsvorschlag
Ausgabe
Rubrik
Lizenz
Beiträge im Verhandlungsband des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie werden unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht.
Dritte dürfen die Beiträge:
-
Teilen: in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
-
Bearbeiten: remixen, verändern und darauf aufbauen
unter folgenden Bedinungen:
-
Namensnennung: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden
-
Nicht kommerziell: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen