Globalisierung verkörpern?
Körperinszenierungen von Jugendlichen
Schlagworte:
Jugendliche, Körper, Jugendkultur, Globalisierung, TransnationalisierungAbstract
Jugendliche Lebenswelten gelten heute zunehmend als global aufgespannt. Auch wenn diese Diagnose Einschränkungen hinnehmen muss – sie gilt insbesondere für Wohlstandsgesellschaften und für Jugendliche, die über Ressourcen verfügen, um in multilokalen und multikulturellen Familien-, Beziehungs-, Ausbildungs- und Berufsstrukturen eingebunden zu sein –, wagt dieser Beitrag einen Blick auf Jugendliche in jugendkulturellen Vergemeinschaftungen mit globalen Bezügen. Jugendkulturen zeichnen sich durch die gemeinschaftliche Emblematik eines jugendkulturellen Stils aus. Ihre Stile, Rituale und Symbole drücken Zugehörigkeit aus und verweisen auf Körperbilder und körperliche Erlebnisformen. So schreibt sich die Mitgliedschaft in einer Szene nicht zuletzt körperlich ein. Über digitale Technologien sind Jugendliche von medialen Körperrepräsentationen umgeben und nutzen Medien zugleich zur körperlichen Selbstdarstellung. So entstehen wiederum mediale Repräsentationen, die anderen Jugendlichen als Vorbild, Anleitung oder auch Abschreckung dienen und aus denen sich neue jugendkulturelle Moden entwickeln. Jugendliche Kleidungstrends, Körpergestaltungen wie Frisuren, Rasuren, Make-up, Piercings oder Tattoos, Ernährungs- oder Bewegungsweisen werden in dem Beitrag als Formen der Verkörperung von Globalisierung diskutiert. Der Vortrag geht davon aus, dass in Gesellschaften mit relativem Wohlstand der Körper zu einer gestaltbaren Option geworden ist, den man nicht mehr als naturgegeben hinnimmt, sondern in den man investiert und den man gestaltet. Durch diese Gestaltungen verkörpern Menschen aber auch Normen und Idealvorstellungen einer (globalisierten) Gesellschaft.
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