Bildungsaufstiege
Wie ungewöhnlicher Erfolg in Strukturen eingebettet ist, die ihn eigentlich verhindern
Schlagworte:
Bildungsaufstiege, sozialer Wandel, Großbritannien, Österreich, soziale MobilitätAbstract
Nach jahrzehntelanger Erforschung der Diskriminierungen, Barrieren und Schwierigkeiten, die Angehörige unterer sozialer Herkunft in Bildungssystemen und vor allem höheren Bildungsinstitutionen und –gängen erleiden und erfahren, schwenkte in den letzten Jahren die Forschung im Bereich der Bildungsungleichheiten zu den so genannten Bildungsaufsteigern_innen. Damit sind Menschen gemeint, die es geschafft haben, hohe Bildungsabschlüsse zu erwerben, obwohl sie aus unterer sozialer Herkunft stammen und damit auch (oder gerade) in Zeiten der Bildungsexpansion nach wie vor geringere Chancen als Angehörige mittlerer und höherer sozialer Herkunft besitzen. Dabei ist dieses Phänomen nicht neu. Es gab schon immer hier und da Ausnahmen, also Bauern- und Arbeiterkinder (fast ausschließlich –söhne), die erfolgreich an Universitäten studierten und damit sozial aufwärtsmobil waren. Wie ist dieses Phänomen zu erklären? Entgegen der Lesart „solche ungewöhnlichen Erfolge als Vorboten des sozialen Wandels und des Abbaus sozialer Ungleichheiten“ (Call der Ad-hoc Gruppe) zu betrachten, zeigt Kupfer (2015) anhand der Rekonstruktion biographisch-narrativer Interviews mit Bildungsaufsteiger_innen (geboren zwischen 1928 und 1978) aus England und Österreich, wie die Bildungsaufstiege in Strukturen eingebettet sind, die sie be- und manchmal fast verhindert haben. Nur in Zeiten ausdrücklicher bildungspolitischer Förderung von Arbeiterkindern (z.B. in der Kreisky-Ära in den 1970er Jahren in Österreich) verliefen die Bildungsaufstiege „wie geschmiert“. Anhand des empirischen Materials wird zeigt, welche Denk- und Wahrnehmungsweisen, Sozialisationsformen und Praktiken einer enormen Bandbreite an unterschiedlichen Milieus in zwei verschiedenen Ländern über einen Zeitraum von fünfzig Jahren zu welchen Wegen der sozialen Aufwärtsmobilität geführt haben. Die Vielfalt der Wege steht in einem Kontrast zur relativen Begrenzung der Höhe des Aufstiegs. Damit wird insgesamt deutlich, dass ungewöhnliche Erfolge bislang eben gerade nicht zu einem Abbau sozialer Ungleichheiten geführt haben und aktuelle gesellschaftliche Veränderungen keinerlei Anzeichen für eine zukünftig egalitärere Gesellschaft erkennen lassen.
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