Die leibliche Ambiguität des Kampfschreis und die soziale Konstruktion von Triebhaftigkeit

Autor/innen

  • Michael Staack Uni Frankfurt

Schlagworte:

Körpersoziologie

Abstract

Der Kampfsport „Mixed Martial Arts“ (MMA) ist ein soziokulturelles Feld, in dem die vulgärfreudianische Vorstellung herrscht, dass Kampfsport-Trainings und -Wettkämpfe kathartische Effekte hätten: Intensive Kampfsport-Trainings und -Wettkämpfe würden entspannen, indem sie Triebe und Aggressionen abbauen würden. Auf Basis ethnographischer Daten aus dem MMA-Training zeigt der Beitrag, dass kampfsportliche Trainings und Wettkämpfe zwar einerseits tatsächlich leibliche Spannung abbauen – sie andererseits aber parallel auch aufbauen. Dieser gleichzeitige Ab- und Aufbau leiblicher Spannung wird durch die spezifische Weise des kämpferischen Atmens im MMA evoziert. Bezugnehmend auf Collins‘ (2004) Beobachtung, dass sexuell aktive Menschen gleichzeitig sich als sexuelle Spannung abbauend erleben (und dies als ‚sexuelle Trieb- bzw. Bedürfnisbefriedigung‘ beschreiben) und dabei aber immer zugleich auch sexuelle Spannung aufbauen, ermöglicht der Beitrag eine soziologische Perspektive auf die soziale Konstruktion von Triebhaftigkeit. Er zeigt, wie die spezifisch körperliche soziale MMA-Praxis, die aus Teilnehmenden-Perspektive zu einem Abbau von Trieben führt, das Erleben von Triebhaftigkeit überhaupt erst aufbaut.

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Veröffentlicht

2021-09-10

Ausgabe

Rubrik

Sektion Soziologie des Körpers und des Sports: ›Total angespannt / überspannt / entspannt‹ – Körper und Sport als Medien gesellschaftlicher Spannung