Die Genese des Nichtwissens aus dem Wissen

Fünf Thesen zur digitalen Wissenswelt

Autor/innen

  • Manfred Prisching

Schlagworte:

Wissen, Digitalisierung, Wissensexplosion, Wissensverlust, Algorithmen, Relevanzstruktur

Abstract

Die Vorteile der Wissensverfügbarkeit in der digitalen Welt sind nicht zu leugnen. Aber im Zuge der digitalen Wissensexpansion entstehen „blinde Flecken“ des Nichtwissens. Die Relevanzverlustthese beschreibt Wissensverlust durch Entstrukturierung und Relevanzeinebnung der Informations- und Lebensverhältnisse. Alle Informationen werden wichtig. Die Algorithmenthese zielt auf den Wissensverlust durch die zunehmende Undurchschaubarkeit der Wissensgrundlagen, Wissensselektionen, Wissensbeschaffungsmuster, Wissensdarbietungsmodi. Die Explizierungsthese fasst den Wissensverlust durch Reduzierung oder Eliminierung von unscharfem Wissen und „tacit knowledge“ ins Auge. Umfassende Explizitmachung produziert unbewältigbare Komplexität. Die Unverstehbarkeitsthese befasst sich mit dem Aufstieg von datenanalysierten „Mustern“, die nützlich sind, deren soziologisches Substrat aber nicht mehr erkennbar ist. Die Panoptikumsthese schließlich vermutet einen Wissensverlust durch Inauthentizierung des rückkoppelungsgesteuerten Verhaltens der Individuen und die dadurch erschwerte Verhaltensdechiffrierung. Permanentes Tracking und Selftracking führt zum „künstlichen“ Verhalten.

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Veröffentlicht

2021-07-20

Ausgabe

Rubrik

Sektion Wissenssoziologie: Wissen, Wahrheit, Digitalität – Wissenssoziologische Analysen digitaler Wissensregime