Der Verlust normativer Selbstverständlichkeit
Zur Bedeutung des normativen Strukturwandels in rechtspopulistischen Orientierungen
Schlagworte:
Rechtspopulismus, Soziologie der Kritik, Alternative für Deutschland, AfD, Ungerechtigkeit, Politische Soziologie, BoltanskiAbstract
Der Beitrag entfaltet anhand der aktuellen Studienlage die These, dass ein Verlust normativer Selbstverständlichkeit ein wesentliches Motiv für die Wahl der Alternative für Deutschland darstellt. Damit ist gemeint, dass die normative Basis, auf der AfD-Wähler:innen bisher Ansprüche auf soziale und politische Teilhabe formuliert haben, in deren Wahrnehmung zunehmend erodiert. Um die These zu begründen, stellt der Beitrag zunächst auf Grundlage verschiedener Studien zwei Hinweise auf normativer Irritationen seitens der AfD-Wähler:innen vor: Erstens ein Gefühl der Benachteiligung und zweitens der Eindruck, dass ein soziales Ordnungsgefüge zerfällt. Anschließend werden diese Hinweise mit der Soziologie der Kritik von Luc Boltanski in einen theoretischen Rahmen überführt, der es erlaubt, das zentrale normative Prinzip zu rekonstruieren, welches in den Augen der AfD-Wähler:innen seiner Selbstverständlichkeit beraubt wurde: nämlich ein nativistisch verstandenes Leistungsprinzip, das Leistungsprämien für soziale und kulturelle Insider vergibt.
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