Diversität und Diskriminierung als "Fall" für Wissensorganisationen unter Spannung
Eine Momentaufnahme
Keywords:
Schulentwicklung, OE und DiskriminierungAbstract
Spätestens seit den in den 1970er Jahren aufgebrochenen sozialen Spannungen sind langfristig soziale Mobilitätsprozesse ausgelösten worden, die nicht nur eine gewachsene Sensibilität und verinnerlichte Gerechtigkeitsnormen hinterlassen haben. Soziale Ungleichheiten und Diversität werden vielmehr systematisch rechtlich und institutionell bearbeitet; Organisationen stellen sich spezifische Anforderungen, bestehende Dilemmata auszuloten. Am Beispiel eines empirischen deutsch-italienischen Projektes wird die Politik der Vielfalt als sowohl inkludierendes als auch exkludierendes Moment reflektiert, um sowohl Aufschluss über Erscheinungsformen von Diskriminierung, die zugrundeliegenden Deutungs- und Erwartungsstrukturen von Diskriminierten und Diskriminierenden als auch Muster von Auseinandersetzungen zwischen den Beteiligten aufzuspüren. Das breite und vielfältige Datenset (Konzeption, Durchführung und Evaluierung einer Qualifizierungsmaßnahme für Lehrkräfte sowie die erhobenen regionalen Prozessdaten aus Expert*innen- und Telefoninterviews, Schüler*innenbefragungen) zeigt die Diskrepanz zwischen erlebter und erwarteter bzw. zugeschriebener Diskriminierung sowie verschiedene Niveaus von (Un-)Rechtsbewusstsein und Rechtskenntnis.
Der Prozess, Wissen über soziale Ungleichheit, Diskriminierung und Diversität zu vermitteln und gleichzeitig Bedingungen diskriminierungssensiblen Arbeitens auszuloten und lokale Organisationspraktiken zu verändern, ist hier durch organisationale behördliche Pfade geprägt. Zudem ist die Reaktion der Schulen ambivalent, was nicht nur auf bekannte eingeschriebene Funktions- und Eigenlogiken des Organisationstypus Schule mit ihren spezifischen Akteurs- und Teilnahmekonstellationen verweist, sondern auch die Dilemmata Beteiligtenorientierter Verfahren in hierarchischen Organisationen aufzeigt. Die theoretische Einbettung des Forschungs- und Evaluationsprojektes folgt zum einen der prozessorientierten Arbeits- und Organisationsforschung als auch dem praxistheoretischen, 'rassismuskritischen' Ansatz reflexiven Arbeitens. Zum anderen finden sich Anknüpfungspunkte an die Diversity- und Gendered Organization-Debatte.
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