Plattformen als infrastrukturzentrierte Märkte
Eine Integration von Markt- und Infrastrukturperspektiven auf Plattformen, illustriert am Beispiel von Solo-Selbstständigkeit im digitalen Kapitalismus
Keywords:
Infrastruktur, Plattformökonomie, Digitalwirtschaft, organisierter Markt, Selbstständigkeit, digitale Plattformen, Techniksoziologie, WirtschaftssoziologieAbstract
Plattformen gelten als ein wesentliches Element des digitalen Kapitalismus. Ihre Rolle wird dabei als so zentral angesehen, dass sogar von einem „Plattform-Kapitalismus“ (Srnicek 2017) oder einer „Plattform-Gesellschaft“ (van Dijck et al. 2018) die Rede ist. Den auf den ersten Blick relativ diversen Typen von Plattformen, die von mobilen Betriebssystemen bis hin zu Arbeitsvermittlungs-Plattformen reichen, wird dabei zugeschrieben eine grundsätzlich ähnliche Funktionslogik zu besitzen (Kirchner, Beyer 2016). Obwohl somit die Verwendung eines allgemeinen Plattformkonzeptes sinnvoll wäre, wird beklagt, dass die verschiedenen Ansätze der Plattformforschung inkonsistent seien, da marktorientierte und technikorientierte Perspektiven auf Plattformen nicht zueinander in Bezug gesetzt werden (z.B. Schreieck et al. 2016, S. 2). Angesichts dessen möchte ich in diesem Beitrag vorschlagen, Plattformen als infrastrukturzentrierte Märkte zu konzipieren, um ebendiese Perspektiven zusammenzuführen.
Die Fruchtbarkeit eines solchen integrierten Plattformbegriffes soll am Beispiel der Solo-Selbstständigkeit auf digitalen Märkten illustriert werden. Auch wenn beim Thema Selbstständigkeit zumeist an die Arbeitsvermittlungs-Plattformen der Gig Economy gedacht wird, finden sich Solo-Selbstständige aber auch auf verschiedenen anderen Plattformen wieder: So werden beispielsweise zahlreiche Games im App Store von unabhängigen ProgrammiererInnen („indie developer“) entwickelt und große Teile der Medieninhalte auf Video-Plattformen werden von selbstständig tätigen InfluencerInnen und StreamerInnen produziert (vgl. Nieborg, Poell 2018). Diese Vielfältigkeit der Plattformtypen macht das Thema Solo-Selbstständigkeit zu einem idealen Fall, um die Nützlichkeit eines generalisierten Plattform-Verständnisses zu demonstrieren. Die Vorzüge des integrierten Plattformbegriffes werden dabei anhand drei zentraler Konsequenzen diskutiert, die der digitale Kapitalismus für Selbstständige hat: die Senkung von Einstiegshürden in die Selbstständigkeit, die Homogenisierung von Kreativerzeugnissen, sowie eine verringerte Autonomie durch gleich mehrfache Abhängigkeiten von der Plattform.
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