Un/doing Age
Eine de/konstruktivistische Analyse von Alter an Übergängen im Lebenslauf
Keywords:
un/doing age, Übergänge im Lebenslauf, Chrononormativität, Verwitwung, Verrentung, Linking AgesAbstract
In intersektionalen Debatten zu Differenzierungen und sozialen Ungleichheiten wird Alter(n) als soziale Differenzkategorie oft marginalisiert behandelt. Dies führt dazu, dass der prozessuale, ‚metrische‘ und dynamische Charakter von Alter(n) und die damit verbundenen Lebenslauf- und Chrononormen in Differenzierungstheorien oft unberücksichtigt bleiben. Zudem werden in intersektionalen Debatten zwar Konstruktionsprozesse sozialer Differenzkategorien (doing), nicht jedoch deren Dekonstruktionspraktiken (undoing) analysiert. In diesem Beitrag wird deshalb zunächst das de/konstruktivistische Konzept des un/doing age (Höppner, Wanka 2021) skizziert, das es ermöglicht, strukturalistische, interaktive und diskursive Herstellungsprozesse von Alterskonstruktionen im Lebenslauf zu erfassen. Der empirische Gehalt einer solchen Perspektivierung wird in der Gegenüberstellung zweier qualitativer Forschungsprojekte zu normativ altersgradierten Übergängen im Lebenslauf – Verwitwung und Verrentung – herausgearbeitet. Dabei wird gezeigt, wie Alter in diesen Übergängen situativ jeweils relevant (doing age) und/oder irrelevant (undoing age) gemacht wird. Die empirischen Ergebnisse verdeutlichen, dass in beiden Übergängen die Chrononorm eines ,richtigen‘ Alters relevant gemacht wird, dies jedoch durch unterschiedliche Praktiken und essentialistische Alterskonstruktionen geschieht und unterschiedliche Intersektionalitäten aufruft. Besonders deutlich werden diese Konstruktionen immer dann, wenn gegen die jeweiligen Chrononormativitäten verstoßen, ein Übergang also im ‚falschen‘ Alter erlebt wird. Entsprechend wird abschließend für eine alterskomparative Linking Ages-Perspektive argumentiert – nicht nur für die Alter(n)sforschung, sondern auch für Forschungen an Übergängen im Lebenslauf.
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