Die Übersetzung situativer ‚Bauchgefühle‘ in eine Analyse politischer Affekte
Potentiale ethnografischer Affektforschung für die Untersuchung von rechter Politik
Keywords:
Ethnografie, Autoethnografie, Rechte Politik, Affekt, AffektheorieAbstract
Emotionen und Affekte haben in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit nationalistischer und neurechter Politik Konjunktur. Während Forschung ‚aus der Distanz’ jedoch häufig dabei stehen bleibt, ‚negative’ Emotionen zu problematisieren, nimmt ethnografische Forschung die Komplexität affektiver Dynamiken nuancierter in den Blick. Darüber hinaus ist Feldforschung selbst derart affektiv geprägt, dass sie eine erhöhte Sensibilität für affektive Wissensproduktion aufweist: Die situativ auftretenden ‚Bauchgefühle’ der Forschenden können so zum Gegenstand der Analyse werden. Unser Beitrag widmet sich der affektiven Dimension des Forschungsprozesses anhand eigener ethnografischer Forschung mit neurechten Akteur/-innen in Deutschland. Wir zeigen, wie affekttheoretische Einsichten dazu beitragen können, emotional herausfordernde Begleiterscheinungen wie Unwohlsein, Abstoßung oder Hin- und Hergerissenheit in der Forschung mit neurechten Gruppen in ihren politischen und normativen Dimensionen zu interpretieren. Der Beitrag entfaltet dafür einen zweifachen methodischen Übersetzungsschritt: ‚Bauchgefühle‘ und die eigene Emotionsarbeit werden in ‚affective fieldnotes‘ übersetzt, um dann in einem zweiten Schritt affekttheoretisch gedeutet zu werden. Was als individuelle Bauchgefühle im Forschungsprozess erscheint, lässt sich so als affektiv vermittelte Normativität untersuchen: Politische und forschungsethische Debatten über rechte Gruppen materialisieren sich im Feld als inkorporierte politische Affekte.
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