Vertrautheit und Intimität jenseits von Stand und Klasse
Soziale Differenzen und Emotionsarbeit in Kosmetikstudios
Schlagworte:
Emotionsarbeit, Dienstleistungen, Ungleichheit, doing differencesAbstract
Kosmetikstudios sind Orte sozialer Polarisierungen. Während die Kosmetiker:innen an Haut, Haaren, Nägeln arbeiten, erholen sich die Kund:innen, werden gepflegt und umsorgt. Kaum ein Ort beherbergt die paradoxe Gleichzeitigkeit des erholenden Körpers und des arbeitenden Körpers in solch einer Intensität. Aber nicht nur in actu, sondern auch entsprechend der sozialstrukturellen Position ist das Verhältnis von Kosmetiker:innen und ihren Kund:innen durch extreme Differenz und Hierarchie konstituiert. Die Kosmetiker:innen sind meist prekäre, oft rassifizierte, mehrheitlich weibliche Solo-Selbstständige, ihre Kund:innen hingegen mit genügend Kapital und Zeit ausgestattet, die Körperpflege externalisieren zu können.
Auf der Grundlage ethnografischer Forschung in Kosmetikstudios fragt der Beitrag danach, wie diese situative und soziale Differenz zugunsten des modus operandi der Kosmetikarbeit nivelliert wird. Dieser modus operandi besteht aus Intimität und Vertrautheit, die in richtigem Maß hergestellt werden muss. Anknüpfend an die These der Beziehungsarbeit (Klein 2020) will der Beitrag näher die soziale und situative Differenz als mögliche Polarisierung diskutieren und danach fragen, welche Form der Arbeit nötig ist, um die Gleichzeitigkeit von Differenz und Intimität zu ermöglichen. Abschließend wird dafür plädiert, Emotionsarbeit in Dienstleistungen stärker mit Blick auf die darin verhandelten sozialstrukturellen und situativen Differenzen zu analysieren, die Hirschauer folgend in der Interaktion vollzogen oder still gelegt werden.
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