Zwischen Kampf und Kooperation
Das Ringen um eine Legitimation als „gute“ Mutter oder „guter“ Vater in Folge der Heimunterbringung des eigenen Kindes
Schlagworte:
Heimerziehung, Elternschaft, Kinder- und Jugendhilfe, soziale Hilfen, FolgenforschungAbstract
In den letzten 30 Jahren gab es zahlreiche Studien, die sich mit der Wirkung von Heimerziehung befasst haben. Diese Studien fokussieren vor allem auf die biografischen Entwicklungen der Kinder und Jugendlichen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern wird als entscheidender Gelingensfaktor benannt. Welche Folgen aber hat Heimerziehung für die Eltern fremduntergebrachter Kinder? Wie gehen Mütter und Väter mit der Tatsache um, dass ihre Kinder nicht in ihrem Haushalt und Alltag, sondern in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe leben und aufwachsen? Der Vortrag, der auf Zwischenergebnissen einer laufenden Dissertation des DFG-Graduiertenkollegs „Folgen sozialer Hilfen“ beruht, nähert sich diesen Fragen mittels einer Forschungsperspektive „von unten“ an: Anhand narrativer Interviews werden subjektive Sichtweisen von Müttern und Vätern fremduntergebrachter Kinder selbst „zum Sprechen“ gebracht. In ihrer spezifischen Situation als „Eltern(teil) mit Kind im Heim“ sind sie mit der Infragestellung ihrer Elternschaft konfrontiert, und die eigene Erzählung, ein „guter“ Elternteil zu sein, gelingt nicht ohne Weiteres. Vor diesem Hintergrund – so die im Vortrag vertretene These – ringen Väter und Mütter fremduntergebrachter Kinder nach einem Alternativ-Narrativ, mit dem sie das Zustandekommen der Jugendhilfe und die Unterbringung ihrer Kinder erklären und sich gleichzeitig als „gute“ Eltern(teile) oder/und kooperative Hilfe-Adressat*innen legitimieren können. Die in den Erzählungen aufscheinenden Widersprüche werden im Vortrag anhand von Beispielen beleuchtet und als nicht-intendierte Folgen der Jugendhilfe rekonstruiert.
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