Interessenkonstellationen und Fachidentität im Soziologiestudium

Autor/innen

  • Ingo Blaich
  • Michael Grunow

Schlagworte:

Fachidentität, Soziologiestudium, Studium, Studienerfolg, Studienabbruch

Abstract

Im Fokus der Forschung steht der Übergang ins Studium und die Studieneingangsphase, da hier bereits zentrale Bedingungsfaktoren für Studienerfolg oder Studienabbruch identifizierbar sind. Gerade bei Geistes- und Sozialwissenschaften spielen unklare Studienorientierungen eine größere Rolle. Diese Befundlage wird am Beispiel des Soziologiestudiums (BA/Diplom) an der TU Dresden aufgegriffen. Welche Interessen stehen hinter der Entscheidung für das Fach? Gibt es andere Studienfächer, die für diese Interessenkonstellation attraktive Alternativoptionen darstellen? Wie wirken sich diese Faktoren auf die Fachidentität aus, die als Indikator für die Integration ins Studienfach dient? Bei insgesamt stark ausgeprägter Fachidentität unter den Studierenden, zeigt sich dennoch eine heterogene Interessenlage, in der alternative Orientierung hin zur Sozialpädagogik und Psychologie besonders herausstechen. Es wird für eine stärkere curriculare Berücksichtigung vielfältiger und zum Teil noch nicht gefestigter Studienorientierungen und Interessen in der Studieneingangsphase plädiert.


Contemporary research focusses on first year experience and students retention. Unassured expectations and occupational orientations are more characteristic for Humanities and Social Sciences, with negative effects to retention rate. These results initialized further research in case of the study course Sociology at the TU Dresden. What kind of interests motivate students to opt for sociology? What were alternative subjects? And how is the university integration affected by these factors? The study shows a very heterogenous field of individual interests with special links to psychology and social pedagogy. Simultaneously exists a high level of integration in the subject. The study discusses the consequences for teaching. We argue, that a more intensive reflexion about study orientation during the first year must be substantial part of the curriculum.

Literaturhinweise

Aljohani, O. 2016: A Comprehensive Review of the Major Studies and Theoretical Models of Student Retention in Higher Education. Higher Education Studies, vol. 6, no. 2, 1–18.

Bargel, T. 2015: Studieneingangsphase und heterogene Studentenschaft – neue Angebote und ihr Nutzen: Befunde des 12. Studierendensurveys an Universitäten und Fachhochschulen. Hefte zur Bildungs- und Hochschulforschung 83. Universität Konstanz: AG Hochschulforschung.

Bargel, T., Heine, C., Multrus, F., Willige, J. 2014: Das Bachelor- und Masterstudium im Spiegel des Studienqualitätsmonitors. Entwicklungen der Studienbedingungen und Studienqualität. Forum Hochschule 2. Hannover: Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung.

Blaich, I. 2011: Ratlos oder schlecht beraten? Diskontinuierliche Ausbildungsbiografien von Abiturienten. Dissertation, TU Dresden.

Blaich, I., Frey, A. 2016: Berufsorientierung als Identitätsmanagement. Konzeptionelle Überlegungen zur Vorhersagbarkeit von Berufswahlprozessen. In H. Faulstich-Wieland, S. Rahn, B. Scholand, (Hg.), Berufsorientierung im Lebenslauf – theoretische Standortbestimmung und empirische Analysen. bwp@Spezial 12, 1–18.

Blaich, I., Günther, J. 2017: Learning by Writing. Bedarfs- und studierendenzentrierte Lehre. Das Hochschulwesen, 65. Jg., Heft 4 und 5, 148–153.

Böpple, D., von Felden, H., Nierobisch, K., Wagner, M. 2010: Übergänge als Transitionen. Übergangsforschung als Triangulation von qualitativen und quantitativen Ergebnissen. In H. von Felden, J. Schiener (Hg.), Transitionen – Übergänge vom Studium in den Beruf. Zur Verbindung von qualitativer und quantitativer Forschung. Wiesbaden: VS, 237–253.

Bosse, E. 2016: Herausforderungen und Unterstützung für gelingendes Studieren: Studienanforderungen und Angebote für den Studieneinstieg. In I. van den Berk, K. Petersen, K. Schultes, K. Stolz (Hg.), Studierfähigkeit – theoretische Erkenntnisse, empirische Befunde und praktische Perspektiven. Hamburg: Universität Hamburg, 129–169.

Briedis, K. 2007: Übergänge und Erfahrungen nach dem Hochschulabschluss. Ergebnisse der HIS-Absolventenbefragung des Jahrgangs 2005. HIS: Forum Hochschule 13.

Bülow-Schramm, M. (Hg.) 2013: Erfolgreich studieren unter Bologna-Bedingungen. Ein empirisches Interventionsprojekt zu hochschuldidaktischer Gestaltung. Bielefeld: Bertelsmann.

Bülow-Schramm, M., Küchenmeister, D.C., Hilgemann, M., Hintze, P., Stammen, K.-H., Venn, M., Winter, S. 2018: Übergänge gestalten. In N. Auferkorte-Michaelis, F. Linde (Hg.), Diversität lernen und lehren. Ein Hochschulbuch. Opladen: Verlag Barbara Budrich, 277–289.

Erdmann, K., Koziol, M., Meißner, M. 2019: Gut vorbereitet und orientiert ins Studium: Das College der BTU Cottbus-Senftenberg. In C. Driesen, A. Ittel (Hg.), Der Übergang in die Hochschule. Strategien, Organisationsstrukturen und Best Practices an deutschen Hochschulen. Münster, New York: Waxmann, 213–224.

Förster, M., Maur, A. 2015: Statistics Anxiety and Self-Concept of Beginning Students in the Social Sciences – A Matter of Gender and Socio-Cultural Background? Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 10. Jg., Heft 3, 67–90.

Großmann, D. 2007: Studienanfänger in Leipziger Bachelorstudiengängen der Sozialwissenschaften. SOZIOLOGIE, 36. Jg., Heft 2, 156–170.

Hessler, G., Oechsle, M., Heck, J. 2014: Studium und Beruf. Subjektive Theorien von Studierenden und Lernenden. In G. Hessler, M. Oechsle, I. Scharlau (Hg.), Studium und Beruf: Studienstrategien – Praxiskonzepte – Professionsverständnis. Bielefeld: Transcript, 59–80.

Heublein, U., Hutzsch, C., Schreiber, J., Sommer, D., Besuch, G. 2009: Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen. Ergebnisse einer bundesweiten Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres 2007/08. HIS: Forum Hochschule 2/2010. www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201002.pdf, letzter Aufruf 18. März 2019.

Heublein, U., Ebert, J., Hutzsch, C., Isleib, S., König, R., Richter, J., Woisch, A. 2017: Zwischen Studienerwartungen und Studienwirklichkeit. Ursachen des Studienabbruchs, beruflicher Verbleib der Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher und Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen. Forum Hochschule 1/2017. www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201701.pdf, letzter Aufruf 18. März 2019.

Kiefer, R., Panzer, C., Weinbrenner, H. 2018: Das Versprechen der Soziologie. SOZIOLOGIE, 47. Jg., Heft 2, 157–175.

Kossack, P. 2012: Ambivalente Praxis der Studieneingangsphase. In P. Kossack, U. Lehmann, J. Ludwig (Hg.), Die Studieneingangsphase. Analyse, Gestaltung und Entwicklung. Bielefeld: UVW Universitätsverlag Webler, 91–102.

Kreitz, R. 2008: Studienstrukturreform und fachliche Identitätsbildung - das Beispiel Biologie. In B.M. Kehm (Hg.), Hochschule im Wandel. Die Universität als Forschungsgegenstand. Frankfurt am Main: Campus, 153–165.

Lange-Vester, A., Teiwes-Kügler, C. 2004: Soziale Ungleichheiten und Konfliktlinien im studentischen Umfeld. Empirische Ergebnisse zu Studierendenmilieus in den Sozialwissenschaften. In S. Engler, B. Krais (Hg.), Das kulturelle Kapital und die Macht der Klassenstrukturen. Sozialstrukturelle Verschiebungen und Wandlungsprozesse des Habitus. Weinheim: Juventa, 159–187.

Lizzio, A. 2011: The Student Lifecycle: An integrative framework for guiding practise. Brisbane: Griffith University.

Lizzio, A., Wilson, K. 2010: Strengthening commencing students’ sense of purpose: Integrating theory and practice, fyhe.com.au/past_papers/papers10/content/pdf/12D.pdf, letzter Aufruf 18. März 2019.

Ludwig, J. 2012: Studieneingangsphasen als Professionalitätsproblem. In P. Kossack, U. Lehmann, J. Ludwig (Hg.), Die Studieneingangsphase. Analyse, Gestaltung und Entwicklung. Bielefeld: UVW Universitätsverlag Webler, 45–56.

Matheson, R. 2018: Transition through the student lifecycle. In R. Matheson, S. Tangney, M. Sutcliffe (Hg.), Transition in, through and out of higher education. International case studies and best practice. London: Routledge, 5–16.

Matheson, R., Sutcliffe, M. 2018: Developing belonging, community and creating professional identity. In R. Matheson, S. Tangney, M. Sutcliffe (Hg.), Transition in, through and out of higher education. International case studies and best practice. London: Routledge, Taylor & Francis Group, 31–45.

Meinefeld, W. 2003: Studienabbruch und Studienfachwechsel in der Soziologie. Ein Blick hinter die Zahlen. SOZIOLOGIE, 32. Jg., Heft 1, 45–63.

Middendorff, E., Apolinarski, B., Becker, K., Bornkessel, P., Brandt, T., Heißenberg, S., Poskowsky, J. 2017: Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2016. 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt vom Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung. Berlin: Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Multrus, F. 2012: Forschung und Praxis im Studium. Befunde aus Studierendensurvey und Studienqualitätsmonitor. Berlin: BMBF. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-222461, letzter Aufruf 30. Oktober 2019.

Ortenburger, A. 2008: Und was willst du später damit machen? Über den beruflichen Verbleib von Soziologen. In U. Schimank, N.M. Schöneck (Hg.), Gesellschaft begreifen. Einladung zur Soziologie. Frankfurt am Main, New York: Campus, 178–188.

Raue, C., Schröder, C. 2014: Das Orientierungsstudium MINTgrün: flankierter Systemübertritt von Schule zu Hochschule. Zeitschrift für Hochschulentwicklung, 9. Jg., Heft 5, 179–199.

Römer, J., Drews, F., Rauin, U., Fabricius, D. 2013: Riskante Studien- und berufsrelevante Merkmale von Studierenden. Ein Vergleich von Lehramts- und Jurastudierenden. Zeitschrift für Bildungsforschung, Heft 3, 153–173.

Savickas, M.L. 1999: The Transition From School to Work. A Developmental Perspective. The Career Development Quarterly, vol. 47, no. 2, 326–336.

Savickas, M.L. 2012: Life Design: A Paradigm for Career Intervention in the 21st Century. Journal of Counseling & Development, vol. 90, no. 1, 13–19.

Scarletti, A., Blossfeld, H.-P. 2006: Die Wahl der Soziologie als Studienfach. Besondere Schwierigkeiten bei der Entscheidung für ein Fach ohne klar umrissenes Berufsfeld. SOZIOLOGIE, 35. Jg., Heft 3, 309–332.

Schiefele, U., Jacob-Ebbinghaus, L. 2006: Lernmerkmale und Lehrqualität als Bedingungen der Studienzufriedenheit. Zeitschrift für Pädagogische Psychologie, 20. Jg., Heft 3, 199–212.

Schröder, M. 2015: Studienwahl unter den Folgen einer radikalen Differenzierung. Bad Heilbrunn: Klinkhardt Verlag.

Super, D.E. 1963: Self concepts in vocational development. In D.E. Super, R. Starishevsky, J.P. Jordan (ed.), Career development: Self-concept theory. Essays in vocational development. New York: College Entrance Examination Board, 1–15.

Teichler, U. 2009: Wissenschaftlich kompetent für den Beruf qualifizieren. Altes und Neues im Bologna-Prozess aus Sicht der Hochschulforschung. In I. Schrittesser (Hg.): University goes Bologna: Trends in der Hochschullehre. Entwicklungen, Herausforderungen, Erfahrungen. Wien: Facultas, 77–98.

Tinto, V. 1993: Leaving College: Rethinking the Causes and Cures of Student Attrition. Chicago, IL: Chicago Universität Press.

Windrich, I. 2016: Mathematikkenntnisse von Soziologiestudierenden. SOZIOLOGIE, 45. Jg., Heft 3, 294–317.

Zuo, C., Mulfinger, E., Oswald, F.L., Casillas, A. 2018: First-Generation College Student Success. In R.S. Feldman (ed.), The first year of college. Research, theory, and practice on improving the student experience and increasing retention. Cambridge: Cambridge University Press, 55–92.

Downloads

Veröffentlicht

2020-01-01