Interessenkonstellationen und Fachidentität im Soziologiestudium
Schlagworte:
Fachidentität, Soziologiestudium, Studium, Studienerfolg, StudienabbruchAbstract
Im Fokus der Forschung steht der Übergang ins Studium und die Studieneingangsphase, da hier bereits zentrale Bedingungsfaktoren für Studienerfolg oder Studienabbruch identifizierbar sind. Gerade bei Geistes- und Sozialwissenschaften spielen unklare Studienorientierungen eine größere Rolle. Diese Befundlage wird am Beispiel des Soziologiestudiums (BA/Diplom) an der TU Dresden aufgegriffen. Welche Interessen stehen hinter der Entscheidung für das Fach? Gibt es andere Studienfächer, die für diese Interessenkonstellation attraktive Alternativoptionen darstellen? Wie wirken sich diese Faktoren auf die Fachidentität aus, die als Indikator für die Integration ins Studienfach dient? Bei insgesamt stark ausgeprägter Fachidentität unter den Studierenden, zeigt sich dennoch eine heterogene Interessenlage, in der alternative Orientierung hin zur Sozialpädagogik und Psychologie besonders herausstechen. Es wird für eine stärkere curriculare Berücksichtigung vielfältiger und zum Teil noch nicht gefestigter Studienorientierungen und Interessen in der Studieneingangsphase plädiert.
Contemporary research focusses on first year experience and students retention. Unassured expectations and occupational orientations are more characteristic for Humanities and Social Sciences, with negative effects to retention rate. These results initialized further research in case of the study course Sociology at the TU Dresden. What kind of interests motivate students to opt for sociology? What were alternative subjects? And how is the university integration affected by these factors? The study shows a very heterogenous field of individual interests with special links to psychology and social pedagogy. Simultaneously exists a high level of integration in the subject. The study discusses the consequences for teaching. We argue, that a more intensive reflexion about study orientation during the first year must be substantial part of the curriculum.
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