Ostdeutschlandforschung
Status quo und Entwicklungschancen
Keywords:
Ostdeutschland, Forschung, WiedervereinigungAbstract
Der Beitrag analysiert Geschichte, Status quo und Zukunftschancen der Ostdeutschland- und Vereinigungsforschung. Die Ostdeutschlandforschung zeigt eine eigentümliche Verlaufskurve. Anders als gemeinhin angenommen, brach sie nicht bereits Mitte der 1990er ein, sondern hatte ihr Allzeithoch in der Anzahl der Publikationen und Forschungsprojekte erst Ende der 1990er Jahre, Anfang des neuen Jahrhunderts. Andererseits fällt der anschließende Abschwung (2004-2008) weniger radikal aus, als oft unterstellt wird. Seit Jahren sieht sich die Ostdeutschlandforschung mit Legitimationsproblemen konfrontiert, die sich sowohl auf den Gegenstand (Ostdeutschland als schwindendes Problem) wie auf die Sterilität und den Konservatismus der Forschung beziehen. Der Aufsatz widerlegt beide Annahmen. Behauptet wird die hohe Relevanz einer »neuen Ostdeutschlandforschung« nicht nur für die kritische Aufklärung des »doppelten Umbruchs« in den neuen Bundesländern, sondern auch zukünftiger Entwicklungspfade in ganz Deutschland. Ostdeutschland erscheint in dieser Perspektive als ein Laboratorium der widerspruchsvollen europäischen Moderne, dessen Erforschung Erkenntnisgewinne weit über den engeren Gegenstand hinaus verspricht.
The contribution investigates past, present and possible future social research on East Germany and the German unification. Contrary to widespread views, the »curve« of course regarding the number of publications and research projects shows its absolute peak not until the second half of the 1990s. Further, the down- swing in the new millennium appears less pronounced than the common sense has often assumed. From the mid-1990s onwards, social research on East Germany has been confronted with problems of legitimation referring to the subject of analysis itself (»East Germany as a disappearing problem«) as well as the sterility and conservatism of research concepts. The contribution refutes both assertions. In view of older and above all: new paradigms and approaches, it claims the high relevance of research on East Germany not only concerning the »double rupture« in the new federal states, but also for (post-)modern societies in general. To some extent, the East German society can be considered as a laboratory of the European modernity and its future that demands further research.