Ungleiche Anerkennung? ‚Arbeit’ und ‚Liebe’ im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter
Abstract
Im Zentrum des Beitrages stehen der Wandel von Erwerbsarbeit und dessen Auswirkungen auf das Verhältnis von ‚Arbeit‘ und ‚Leben‘. Mit der Prekarisierung von Arbeit wird eine Zunahme an unsicheren und nicht existenzsichernden Beschäftigungsverhältnissen diagnostiziert, die bis in die Mittelschicht reicht. Da prekäre Beschäftigung auch als Verlust von sozialer Anerkennung erfahren werden kann, werden Auswirkungen auf den ganzen Lebenszusammenhang vermutet. Die Geschlechterforschung weist darauf hin, dass vor allem Frauen prekär beschäftigt waren und sind. Doch die Ausweitung der Prekarisierung kann auch eine Verunsicherung des Geschlechterverhältnisses bedeuten, wenn v.a. über Erwerbsarbeit sozialisierte Männer ihre Ernährerrolle verlieren (vgl. Motakef 2015).
Wir berichten aus einem laufenden DFG-Forschungsprojekt, das am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt ist und in dem eine anerkennungs- und geschlechtertheoretische Perspektive (vgl. Wimbauer 2012) auf prekäre Beschäftigung im Lebenszusammenhang entwickelt wird. Im Zentrum steht die interaktive (Paar-)Praxis der Herstellung von Anerkennung und von (Geschlechter-)Ungleichheiten bei prekär Beschäftigten mit und ohne Paarbeziehung. In Verbindung von Prekarisierungs- und Anerkennungsforschung im Anschluss an Honneth und Butler werden die Ambivalenzen und Wechselwirkungen von prekärer Beschäftigung mit Paar- und Nahbeziehungen (Freundschaften und Familienbeziehungen), dem Haushaltskontext, weiteren Lebensbereichen, mit Geschlechterkonzepten und dem Geschlechterverhältnis untersucht.
Mittels qualitativer Paar- und Einzelinterviews entlang einer rekonstruktiv-intersubjektiven Forschungslogik erforschen wir Anerkennungschancen, das Verhältnis von ‚Arbeit‘ und ‚Leben‘ / ‚Liebe‘ sowie (Geschlechter-)Ungleichheiten bei prekär Beschäftigten: Wofür finden die Einzelnen in der Erwerbssphäre und in Nahbeziehungen Anerkennung, wie nehmen sie dies wahr? Weitet sich Prekarisierung auf den ganzen Lebenszusammenhang und damit auch auf Nah- und Paarbeziehungen aus? Oder können Nahbeziehungen Einschränkungen von Anerkennung in der Erwerbssphäre mildern? Wie gestaltet sich dies bei Personen ohne Partner/in, die nicht über die Anerkennungsform ‚Liebe‘ im Bereich von Paarbeziehungen verfügen? Und (wie) verändern sich Geschlechterleitbilder, Vorstellungen von Männlichkeit und Geschlechterverhältnisse durch prekäre Beschäftigung?
Literaturhinweise
Wimbauer, C. 2012: Wenn Arbeit Liebe ersetzt. Doppelkarriere-Paare zwischen Anerkennung und Ungleichheit, Frankfurt am Main, New York: Campus.
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