Das „Ganze“ der Arbeit in den Blick nehmen

Perspektiven der Geschlechterforschung auf Arbeit und ihre Organisation

Autor/innen

  • Alexandra Scheele Universität Bielefeld

Schlagworte:

Emanzipation, Erwerbsarbeit, Care

Abstract

Ausgehend von der These, dass der Arbeitsbegriff noch immer für die feministische Arbeitsforschung problematisch ist, setzt sich der Beitrag mit der Frage auseinander, ob und inwiefern Erwerbsarbeit mit Emanzipationsprozessen verbunden ist. In der Auseinandersetzung mit Marx wird diskutiert, dass einerseits Arbeit grundlegendes Fundament der Gesellschaft ist und zentral Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einnimmt. Sie ist der Ort, an dem über Ressourcen und Lebenschancen entschieden wird. Zugleich wird über die Gleichsetzung von „Arbeit“ mit bezahlter Erwerbsarbeit der gesamte Bereich meist unbezahlter "Reproduktionsarbeit" oder auch "Care-Arbeit" abgewertet. Es geht von daher darum, eine Perspektive auf die „ganze Arbeit“ zu entwickeln, die den Zusammenhang von gesellschaftlicher und geschlechtlicher Arbeitsteilung deutlich macht. Der Beitrag zeigt auf, dass es notwendig ist, die bestehende Arbeitsteilung zwischen einer Arbeitsforschung, die in erster Linie die Organisation von Erwerbsarbeit untersucht und einer Geschlechterforschung, die in erster Linie die bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit in den Blick nimmt, zu überwinden. 

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Veröffentlicht

2019-10-16

Zitationsvorschlag

[1]
Scheele, A. 2019. Das „Ganze“ der Arbeit in den Blick nehmen: Perspektiven der Geschlechterforschung auf Arbeit und ihre Organisation. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

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Rubrik

Ad-Hoc: Geschlecht, Organisation und Arbeit. Komplexe Dynamiken – verengte Perspektiven?