Ent-Legitimierung, Marktautoritarismus und globalisierte Vergleichsordnungen

Beiträge der arbeitssoziologischen Bewusstseinsforschung zur Erklärung von Rechtspopulismus

Autor/innen

  • Wolfgang Menz Universität Hamburg

Schlagworte:

Rechtspopulismus, Leistung, Legitimation, Abstieg

Abstract

Rechtspopulistische Orientierungsmuster unter Arbeitnehmer*innen lassen sich aus einer "doppelten Krise des Leistungsprinzips" deuten: Angesichts arbeitsweltlicher und sozialstaatlicher Verunsicherungen wird der Rekurs auf das eigene Leistungsvermögen immer wichtiger, zugleich aber auch fragiler. Darüber hinaus wird - im Zuge einer "Globalisierung von Vergleichsordnungen" - Leistung als normatives Begründungsmuster zur Rechtfertigung der eigenen Position in der Arbeitswelt brüchig. Rechtspopulistische Ideologien stellen Angebote dazu bereit, diese Leistungsillusion zu wahren - um den Preis der Abwertung und Ausgrenzung.

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Veröffentlicht

2019-10-16

Zitationsvorschlag

[1]
Menz, W. 2019. Ent-Legitimierung, Marktautoritarismus und globalisierte Vergleichsordnungen: Beiträge der arbeitssoziologischen Bewusstseinsforschung zur Erklärung von Rechtspopulismus. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

Ausgabe

Rubrik

Plenum 3 - Arbeit zwischen Neoliberalismus und Autoritarismus