Stile des Lebens 2.0
Zur Genese und Struktur querläufiger Vergesellschaftung
Schlagworte:
Stile des Lebens, Lebensstile, Anerkennung, Bewähungsordnungen, soziale Medien, Mediatisierung, Individualisierung, Globalisierung, Vergesellschaftung, Wissenssoziologie, Kultursoziologie, Mediensoziologie, Soziologische ÄsthetikAbstract
Mit dem Begriff der querläufigen Vergesellschaftung hat F. Tenbruck auf die soziologische Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit hingewiesen, dass in wohl allen historischen Zeiten mannigfache Vergesellschaftungsprozesse quer über bestehende Kulturen und Gesellschaften und deren Binnenstrukturen hinweg verlaufen. Der vorliegende Aufsatz thematisiert einen begrenzten, gegenwartsdiagnostisch aber zentralen Teilausschnitt aus dem facettenreichen Spektrum solch querläufiger Vergesellschaftungsprozesse: Er fokussiert Lebensstilbildungen und Stilisierungspraktiken, die durch den routinierten Einbezug medientechnischer Ausdrucksformen und damit durch eine markante Verknüpfung lokaler, medialer und gegebenenfalls medienglobaler Aktivitätszentren (sites) gekennzeichnet sind. Grundlegend für den Aufsatz ist die in Anlehnung an G. Simmel und H.-G. Soeffner formulierte Annahme, dass sich mit der Mediatisierung personaler Stilbildungen und Stilisierungspraktiken die soziale Dynamik und gesellschaftliche Bedeutung der auf Abgrenzung basierenden Vergesellschaftungsform ‚Lebensstil‘ deutlich verändern. Dies betrifft insbesondere (1) die soziale Gestalt und gesellschaftliche Sichtbarkeit jeweiliger Stilgemeinschaften, (2) deren Distanzierungspraktiken sowie (3) die Genese neuer Techniken der Imagepflege und die Ausformung aparter Bewährungsordnungen inmitten oder neben den institutionellen Strukturen des Alltagslebens. Der Annahme einer funktionalen Ausrichtung globaler Mediensysteme auf gesellschaftliche Integration (global village-These) stellt der Aufsatz schließlich die wissenssoziologische Frage nach der Genese relativ neuartiger kommunikativer Prozesse und symbolischer Formen gesellschaftlicher Selbst- und Fremdausgrenzung gegenüber.
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