Autopoietische Systeme und sympoietische Gefüge

Niklas Luhmann meets Donna Haraway

Autor/innen

  • Katharina Hoppe Goethe-Universität Frankfurt am Main

Schlagworte:

Niklas Luhmann, Donna Haraway, Anthropozän, Evolution, Ökologische Gefährdung, Post-anthropozentrische Soziologie

Abstract

Der Beitrag diskutiert die evolutionstheoretischen Motive der Autopoiesis bei Niklas Luhmann und der Sympoiesis bei Donna Haraway, um deren Potentiale für eine soziologische Analyse ökologischer Gefährdung einerseits und eine post-anthropozentrische Sozialtheorie andererseits auszuloten. Es werden Affinitäten der beiden Ansätze herausgearbeitet, die für eine post-anthropozentrische Soziologie wegweisend sind. Die Idee selbstreferentiell operierender (Sub-)Systeme, die durch Ausdifferenzierung entstehen und sich durch Abgrenzung aufrechterhalten, die Luhmann entwickelt, lässt sich mit Haraway jedoch auch komplizieren. So geht Luhmanns Systemtheorie zu leichtfertig von der Unterscheidungskapazität von Systemen aus, die eine Differenzierung von Natur und Gesellschaft setzt. Eine sympoietische Perspektive lässt die Grenze zwischen Sozialem und Natürlichem erodieren und versteht Evolution als unfreiwilligen Prozess des Kooperierens, aber auch (Zer)Störens. Gesellschaft erscheint aus einer solchen Perspektive als Prozess, an dem eine Reihe heterogener Symbionten beteiligt sind, die sich durch systemische Selbstbeschreibung nicht gänzlich (her)einholen lassen. Nicht Ausdifferenzierung ist hier Triebwerk und Maßstab gesellschaftlicher Entwicklung, sondern auch die Komplizierung sozialer (oder besser: natürlichkultureller) Sachverhalte. Der Beitrag zeigt, wie sich dennoch ein Zusammenspiel beider Perspektiven in soziologischen Analysen ökologischer Gefährdung produktiv erweisen kann.

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Veröffentlicht

2019-10-04

Zitationsvorschlag

[1]
Hoppe, K. 2019. Autopoietische Systeme und sympoietische Gefüge: Niklas Luhmann meets Donna Haraway. Komplexe Dynamiken globaler und lokaler Entwicklungen. Verhandlungen des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Göttingen 2018. 39, (Okt. 2019).

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Rubrik

Ad-Hoc: Symbiose als Begriff und Gegenstand der Soziologie. Zur Komplexität biosozialer Dynamiken zwischen Lokalem und Globalem