Ängste vor Fehlern
Zur ambivalenten Rolle von Organisation(en) in der Gynäkologie
Keywords:
Angst, Organisation, Medizin, FehlerAbstract
Der Beitrag folgt der Grundüberlegung, wie Organisationen Angst in ihrem Inneren erzeugen bzw. moderieren. Hierfür wird das Verhältnis von Organisation und Angst in der Gynäkologie als dem Teilbereich der Medizin, der die Betreuung von Schwangerschaften und Geburten sowie die Behandlung von Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane umfasst, in den Blick genommen. Geburt und Tod, Leben und Sterben stehen in diesem Teil der Medizin so nahe beieinander wie wohl in kaum einem anderen Teilgebiet. Dabei sind die Gefühle der Gynäkolog*innen genauso tabuisiert wie die Arbeitstätigkeiten selbst. Rückt man Angst der Gynäkolog*innen in den Mittelpunkt der Betrachtung, so fällt auf, dass diese vor allem eigene, medizinische Fehler fürchten. Diese Angst vor Fehlern steht in engem Bezug zu Unsicherheit, Verantwortung und Ohnmacht als Elementen der gynäkologischen Arbeit. Gynäkolog*innen lernen in ihrer professionellen Sozialisation Strategien, um die Angst vor eigenen Fehlern zu bewältigen. Die Art, wie dieser Sozialisationsprozess organisiert ist, beeinflusst dabei maßgeblich die möglichen Ausprägungen des Umgangs mit der Angst vor Fehlern. Neben dem prozesshaften Einfluss im Zeitverlauf der am Sozialisationsprozess beteiligten Organisationen kommt auch der jeweiligen aktuellen (Arbeits-)Organisation eine hervorgehobene Rolle zu, denn sie hat die Möglichkeit, in der gynäkologischen Arbeit angelegte Angstquellen zu verstärken oder abzumildern – also, zu moderieren. Der Beitrag beruht auf einer erneuten Analyse von problemzentrierten Interviews mit niedergelassenen und in einer privatwirtschaftlichen Klinik beschäftigten Gynäkolog*innen. Letztere umfassen Positionen von der Assistenzärztin über Oberärzte bis zum Chefarzt. Da das Sample für eine Untersuchung zum Emotionsmanagement in der Gynäkologie zusammengestellt wurde, lassen sich keine gesättigten Aussagen über den Zusammenhang von Organisation und Angst in der Gynäkologie treffen. Vielmehr werden aus den ersten empirischen Ergebnissen Thesen abgeleitet, die über das präsentierte Material hinausweisen und als Basis für weitere Forschung dienen.
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