Geschlechterverhältnisse in innovativen Ansätzen gemeinschaftlicher und gemeinwohlorientierter Landwirtschaft
Keywords:
Sozial-ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems, Soziale Innovationen, Geschlechterverhältnisse, Feministische NachhaltigkeitsforschungAbstract
Das Wissen um soziale und ökologische Krisenhaftigkeiten des gegenwärtigen Ernährungs- und Agrarsystems signalisiert zunehmende Dringlichkeit. Dabei wird Geschlechterverhältnissen eine zentrale Rolle in der Gestaltung, Beschaffenheit und damit Krisenhaftigkeit gegenwärtiger gesellschaftlicher Naturverhältnisse attestiert. Dies trifft auch und in besonderem Maße auf die Organisation von Ernährung und Landwirtschaft als Teil gesellschaftlicher Naturverhältnisse zu. Feministische Forscher*innen leiten daraus die Notwendigkeit ab, über nachhaltige Ernährungs- und Agrarsysteme vor dem Hintergrund von (re)produktionstheoretischen Überlegungen nachzudenken. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach sozialem Wandel im Landwirtschafts- und Ernährungssystem. Dazu wird in diesem Beitrag der theoretische Rahmen für die Untersuchung sozial innovativer Organisationsformen in der Land- und Ernährungwirtschaft, Solidarische Landwirtschaft, Regionalwert AG oder BioBoden Genossenschaft, in Bezug auf die (Re)produktion von Geschlechterverhältnissen skizziert. Es werden das vergeschlechtlichte Feld der Ernährungs- und Landwirtschaft in Deutschland umrissen, Konzepte sozial-ökologischer Transformation und sozialer Innovationsforschung in Bezug auf die drei Fallbeispiele vorgestellt sowie die analytische Herangehensweise über geschlechter- und organisationssoziologische Deutungen Bourdieus Habitus-Feld Konzept vorgeschlagen.
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