Emotionale Transnationalität. Vom Affizieren und Affiziert-Werden im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen
Keywords:
Migration, Integration, Transnationale InklusionAbstract
In soziologischer Migrations- und Integrationsforschung werden emotionale und affektive Komponenten bisher systematisch vernachlässigt. Wenn Prozesse sozialer Mobilität und Zugehörigkeit adäquat verstanden und erklärt werden sollen, ist eine analytische Berücksichtigung emotionaler und affektiver Prozesse aus nicht-pahologisierender Perspektive jedoch unabdingbar. Dem soll nun mit der Entwicklung des Konzepts emotionaler Transnationalität begegnet werden. Emotionale Transnationalität nimmt Prozesse des wechselseitigen Affizierens und Affiziert-Werdens im Kontext von (Post-)Migrationsprozessen in den Blick. Emotionen und Affekte werden als räumliche Bewegungen konzeptualisiert, die nicht an nationalstaatlichen Grenzen enden, sondern transnational wirksam sind. Emotionale Transnationalität stellt somit einen Gegenentwurf zu linearen Vorstellungen von Assimilation und Integration dar. Migrationsprozesse konstituieren einen emotionalen Raum, in dem Mehrfachzugehörigkeiten und facettenreiches Affizieren und Affiziert-Werden möglich sind.
References
Ahmed, Sara. 2004. The Cultural Politics of Emotion. New York: Routledge.
Albrecht, Yvonne. 2019. Emotionale Transnationalität. Vom Affizieren und Affiziert-Werden im Kontext von (Post-) Migrationsprozessen In Politik mit Gefühl – Vom Umgang mit Gefühlen und anderen Kleinigkeiten im Feld von Politik und politischer Bildung. Berlin: Bundeszentrale für politische Bildung, Hrsg. Anja Besand, Bernd Overwien, Peter Zorn. Berlin: Bundeszentrale für politische Bildung.
Albrecht, Yvonne. 2017. Gefühle im Prozess der Migration. Transkulturelle Narrationen zwischen Zugehörigkeit und Distanzierung. Wiesbaden: VS Verlag.
Albrecht, Yvonne. 2016. Emotions in Motion. How feelings are considered in the scope of migration sociological studies. Digithum 18:25–33.
Amelina, Anna. 2013. Transnationale Inklusion als ein multilokales Phänomen: Ein Abschied vom Assimilationsparadigma der Migrationsforschung? In Die Integrationsdebatte zwischen Assimilation und Diversität: Grenzziehungen in Theorie, Kunst und Gesellschaft Hrsg. Özkan Ezli et al., 119–158. Bielefeld: Transcript.
Anderson, Benedict.1983. Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. London: Verso.
Apitzsch, Ursula. 2009. Transnationales biographisches Wissen. In Gender Mobil? Geschlecht und Migration in transnationalen Räumen, Hrsg. Helma Lutz, 122–142. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Aumüller, Jutta. 2009. Assimilation: Kontroversen um ein migrationspolitisches Konzept. Bielefeld: transcript.
Bauman, Zygmunt. 2003. Flüchtige Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Bauer, Alexandra. 2013. Identifikative Integration. Über das Zugehörigkeitsgefühl von Migrantinnen und Migranten in der Aufnahmegesellschaft. Stuttgart: Ibidem-Verlag.
Besand, Anja, Bernd Overwien und Peter Zorn. 2019. Politik mit Gefühl – Vom Umgang mit Gefühlen und anderen Kleinigkeiten im Feld von Politik und politischer Bildung. Berlin: Bundeszentrale für politische Bildung.
Bhabha, Homi K. 2000. Die Verortung der Kultur. Tübingen: Stauffenburg.
Bogusz, Tanja. 2018. Ende des methodologischen Nationalismus? Soziologie 47(2):143–157.
Esser, Hartmut. 2009. Pluralisierung oder Assimilation? Effekte der multiplen Inklusion auf die Integration von Migranten. Zeitschrift für Soziologie 38(5):358–378.
Faist, Thomas, Margit Fauser und Eveline Reisenauer. 2014. Das Transnationale in der Migration: Eine Einführung. Weinheim/ Basel: Beltz.
Falicov, Celia J. 2005. Emotional Transnationalism and Family Identities. Family Process 44(4):399–406.
Flam, Helena. 2002. Soziologie der Emotionen: Eine Einführung. Konstanz: Budrich.
Foroutan Naika, Coskun Canan, Sina Arnold, Sina, Benjamin Schwarze, Steffen Beigang und Dorina Kalkum. 2014. Deutschland postmigrantisch I: Gesellschaft, Religion, Identität. Erste Ergebnisse. Berlin. Verfügbar unter: www.projekte.hu-berlin.de/de/junited/deutschland-postmigrantisch-1/ (Zugriff: 19.7.2018).
Foroutan, Naika. 2016. Postmigrantische Gesellschaften. In Einwanderungsgesellschaft Deutschland. Entwicklung und Stand der Integration. Hrsg. Heinz Ulrich Brinkmann und Martina Sauer. Wiesbaden: VS Verlag.
Glick Schiller, Nina et al. 2005. Pathways of migrant Incorporation in Germany. Transit 1(1); Artikel 50911.
Gu, Chien-Juh. 2010. Culture, emotional transnationalism and mental distress: family relations and well-being among Taiwanese immigrant women. Gender, Place and Culture 17(6):687–704.
Guyau, Jean-Marie. 1887. L’Art au point de vue sociologique, Paris: Félix Alcan Éditeur.
Heckmann, Friedrich. 2014. Integration von Migranten. Wiesbaden: VS. Verlag.
Hochschild, Arlie Russell.1983. Das gekaufte Herz: Die Kommerzialisierung der Gefühle. Berkeley/Los Angeles: Campus.
King O‘Riain, Rebecca Chiyoko. 2015. Transkonnektiver Raum, Emotionen und Skype. Binationale Paare in Irland. In Die Ambivalenz der Gefühle: Uber die verbindende und widersprüchliche Sozialität von Emotionen. Hrsg. Jochen Kleres und Yvonne Albrecht, 205–221. Wiesbaden: VS Verlag.
Kleres, Jochen und Yvonne Albrecht. 2015. Die verbindende und ambivalente Sozialität der Gefühle. In Die Ambivalenz der Gefühle: Uber die verbindende und widersprüchliche Sozialität von Emotionen. Hrsg. Jochen Kleres und Yvonne Albrecht, 1–19. Wiesbaden: VS Verlag.
Latour, Bruno. 2018. Existenzweisen: Eine Anthropologie der Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Lindqvist, Mona. 2013. ‘Like a white crow‘: Migrant women and their emotion work in Sweden. International Journal Work Organisation and Emotion 5(3):229–242.
Lucassen, Leo. 2006. Is Transnationalism compatible with Assimilation? IMIS-Beiträge. IMIS. Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien, 15–35.
Luhmann, Niklas. 1999. Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp
Löw, Martina. 2017. Raumsoziologie. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Massumi, Brian. 2015. Politics of Affect. Cambridge: Polity.
Massumi, Brian. 1995. The Autonomy of Affect. Cultural Critique 31(2):83–109.
Nieswand, Boris. 2008. Wege aus dem Dilemma zwischen Transnationalismus- und Integrationsansatz: Simultane Inklusion von migranten-initiierten charismatischen Gemeinden in Berlin. In Migration und religiöse Dynamik. Ethnologische Religionsforschung im transnationalen Kontext, Hrsg. Andrea Lauser und Cordula Weißköppel, 35–52. Bielefeld: Transcript.
Pries, Ludger. 2000. Transnationalisierung der Migrationsforschung und Entnationalisierung der Migrationspolitik: Das Entstehen transnationaler Sozialräume durch Arbeitswanderung am Beispiel Mexiko–USA. IMIS-Beiträge 15, Hrsg. Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück, 55–79. Osnabrück.
Reckwitz, Andreas. 2015. Praktiken und ihre Affekte. Mittelweg 36 (1–2):27–45.
Reckwitz, Andreas. 2006. Die Transformation der Kulturtheorien. Zur Entwicklung eines Kulturprogrammes, Göttingen: Velbrück.
Rosa, Hartmut. 2016. Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Scherke, Katharina. 2009. Emotionen als Forschungsgegenstand der deutschsprachigen Soziologie. Wiesbaden: VS Verlag.
von Scheve, Christian. 2017. A social relational account of affect. European Journal of Social Theory 1–21.
von Scheve, Christian und Jan Slaby. 2019. Affective Societies. Key Concepts. New York: Routledge.
Schulze, Heidrun. 2006. Migrieren – Arbeiten – Krankwerden. Eine biographietheoretische Untersuchung. Bielefeld: transcript.
Senge, Konstanze. 2013. Die Wiederentdeckung der Gefühle. Zur Einleitung. In Hauptwerke der Emotionssoziologie, Hrsg. Konstanze Senge und Rainer Schützeichel, 11–33. Wiesbaden: VS Verlag.
Senge, Konstanze, und Rainer Schützeichel (Hrsg.). 2013. Hauptwerke der Emotionssoziologie. Wiesbaden. VS Verlag.
Seyfert, Robert. 2012. Beyond Personal Feelings and Collective Emotions: Toward a Theory of Social Affect. Theory, Culture & Society 29(6):27–46.
Seyfert, Robert. 2011. Das Leben der Institutionen. Weilerswist: Velbrück.
Slaby, Jan. 2018. Drei Haltungen zu Affekt. In Stimmungen und Atmosphären. Zur Affektivität des Sozialen, Hrsg. Larissa Pfaller und Basil Wiesse, 53–81 Wiesbaden: VS Verlag.
Simmel, Georg. 2008 [1878] Individualismus der modernen Zeit: Und andere soziologische Abhandlungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Spinoza, Baruch de. 2017 [1677]. Die Ethik.
Svašek, Maruska. 2010. On the Move: Emotions and Human Mobility. Journal of Ethnic and Migration Studies 36(6):865–880.
Terkessidis, Mark. 2004. Die Banalität des Rassismus. Migranten zweiter Generation entwickeln eine neue Perspektive. Bielefeld: transcript.
Wettergren, Åsa. 2015. Protecting the Self against Shame and Humiliation: Unwanted Migrants' Emotional Careers. In Die Ambivalenz der Gefühle: Uber die verbindende und widersprüchliche Sozialität von Emotionen, Hrsg. Jochen Kleres und Yvonne Albrecht, 221–245. Wiesbaden: VS Verlag.
Wolf, Diane L. 2002. There is no place like ‘‘home’’: Emotional transnationalism and the struggles of second-generation Filipinos. In The changing face of home: The transnational lives of the second generation, Hrsg. Peggy Levitt und Mary C. Waters, 255–294. New York: Russell Sage Foundation.
Online-Quellen
Deutschlandradio Kultur. 2018. Die postmigrantische Gesellschaft im Blick. https://www.deutschlandfunkkultur.de/naika-foroutan-im-gespraech-die-postmigrantische.974.de.html?dram: article_id=421770; (Zu¬ge-griffen: 4.Okt.2018).
Spiegel Online. 2018. Internationale Pressestimmen zum Özil-Rücktritt "Zerkratzter Mythos einer vielfältigen und bunten Nationalmannschaft"; www.spiegel.de/sport/fussball/mesut-oezil-internationale-pressestimmen-zum-ruecktritt-zerkratzter-mythos-einer-vielfaelti-gen-und-bunten-nationalmannschaft-a-1219882.html (Zugegriffen: 24. Juli 2018).
Süddeutsche Zeitung online. 2018. Seehofer: Der Islam gehört nicht zu Deutschland. http://www.sueddeutsche.de/politik/integration-seehofer-der-islam-gehoert-nicht-zu-deutschland- 1.3908644; (Zugegriffen: 18. April 2018).
Zeit online. 2018. Horst Seehofer: Neue Heimat. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/horst-seehofer-csu-bundesheimatministerium (Zugegriffen: 18. April 2018).
Zeit online. 2017. „Wir sind nicht Burka.“ Innenminister will Leitkultur. http://www.zeit.de/politik/deutschland/2017-04/thomas-demaiziere-innenminister-leitkultur (Zugegriffen: 18. April 2018).
Downloads
Published
How to Cite
Issue
Section
License
Beiträge im Verhandlungsband des 39. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie werden unter der Creative Commons Lizenz "Namensnennung-Nicht kommerziell 4.0 International (CC BY-NC 4.0)" veröffentlicht.
Dritte dürfen die Beiträge:
-
Teilen: in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
-
Bearbeiten: remixen, verändern und darauf aufbauen
unter folgenden Bedinungen:
-
Namensnennung: Dritte müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden
-
Nicht kommerziell: Dritte dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen