Wie wird Ungleichheit in der frühkindlichen Bildung und Betreuung potentiell (re-)produziert?
Eine qualitative Mehrebenenanalyse auf Basis ethnographischer Fallstudien
Keywords:
qualitative Mehrebenenanalyse, Bildungsungleichheit, frühe Kindheit, EthnographieAbstract
Bereits vor der Einschulung ist Bildung und ihre gezielte Förderung ein zentrales Thema im kindlichen Alltag (Starting Strong 2015). Dies zeigt sich gut am differenzierten System frühkindlicher Bildung und Betreuung in Luxemburg, welches sehr unterschiedliche Bildungs- und Betreuungsangebote bietet, die wiederum unterschiedlich genutzt und gestaltet werden, sodass eine Vielfalt betreuter Kindheiten (Bollig et al. 2016) entsteht. Mit Blick auf die Frage nach sozialem Wandel lässt sich Diversität als in die Herstellung und Verfestigung von Ungleichheit verwoben betrachten (Solga et al. 2009): So kann eine Diversität betreuter Kindheiten zu Vor- oder Nachteilen in der Bildungsentwicklung von Kindern führen.
Vor diesem Hintergrund nehme ich in meinem Beitrag die Frage nach der potentiellen (Re-)Produktion von Bildungsungleichheit als Teil des Wandels von gleichen zu ungleichen Gesellschaften (oder umgekehrt) in den Blick. Anders als in der quantitativ orientierten Ungleichheitsforschung (Becker, Lauterbach 2016) steht hierbei das "Wie" einer potentiellen Herstellung oder Verfestigung von Ungleichheit im Vordergrund. Mit der Annahme, dass Eltern, ErzieherInnen, LehrerInnen und Kinder in komplexe Bildungs- und Betreuungsarrangements (Bollig et al. 2016) eingebunden sind, stelle ich in meinem Beitrag den explorativen Forschungszugang meiner 2018 veröffentlichten Dissertation vor, in der ich drei ethnographische Fallstudien mehrebenenanalytisch (Helsper et al. 2013) untersucht habe.
Geht man von einem geteilten Interesse an kindlicher Entwicklung aus (Frindte et al. 2016), lassen sich Kontakte zwischen Eltern, Erzieher/-innen, Lehrer/-innen und Kindern über das Einwirken von Faktoren wie Bildungsmilieu, Migrationshintergrund sowie körperliche oder geistige Beeinträchtigungen als "Schaltstellen" (Nienhaus 2018) in der potentiellen (Re-)Produktion von Ungleichheit beschreiben. In meinem Beitrag stelle ich dieses zentrale Ergebnis meiner Dissertation am Beispiel von Sozialverhalten dar und zeige auf, wie ein solch qualitativer Ansatz die quantitativ dominierte Forschungslandschaft in der Analyse von Ungleichheiten ergänzen kann (Emmerich, Hormel 2016; Kelle, Erzberger 2017).
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