Ahnung und Erkenntnis - eine neue Aussicht auf die Selbstreflexion soziologischen Denkens
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In der Philosophie ist das Verhältnis von Ahnung und Erkenntnis seit rund zwei Jahrhunderten ein Thema, um erst kürzlich wieder vermehrt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. In der Soziologie war – naheliegenderweise – von Ahnung und Erkenntnis bisher nicht die Rede. Indes ist die mit diesen Kategorien bezeichnete Problematik systematisch im Denken der Soziologie durchaus präsent. Beispiele hierfür sind die Kultursoziologie Alfred Webers sowie die humanistische Soziologie Albert Salomons. Kulturelle Tatsachen sind nach Alfred Weber Tatsachen von »immanenter Transzendenz«; in ihnen liegt mehr, als von ihnen erkannt zu werden vermag, und mithin ist Erkennen immer auch ein Erahnen. Albert Salomon zufolge ist soziologisches Denken bestimmt durch seine »Historizität«, und die soziologische Bildung ist der Weg, auf dem die Soziologie sich mit sich selbst, über die Brüche in der eigenen Tradition hinweg, ‚versöhnt’; vieles an den Beständen der soziologischen Bildung ist intellektuell durchschaubar, vieles vermag dagegen, gleichsam durch die Bestände hindurch, bloss erahnt zu werden. – Damit jedoch nicht genug. Was von Alfred Weber und Albert Salomon vorgedacht wurde, bietet seinerseits die Voraussetzung(en) zur (Selbst-)Reflexion des soziologischen Denkens und näherhin des Begriffs soziologischer Erkenntnis überhaupt. Die mit den Kategorien der Ahnung und Erkenntnis bezeichnete Problematik reicht bis in die Gegenwartssoziologie und berührt unmittelbar das Verständnis von soziologischer Rationalität.
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