Menschenwürde und Geschlecht
Aspekte einer Kosmopolitik des Sozialen
Keywords:
Menschenrechte, Menschenwürde, Geschlecht, Moderne, Kosmopolitisierung, KosmopolitikAbstract
Das Konzept einer ›Kosmopolitik‹ des Sozialen verweist auf Prozesse der Einbeziehung des Ausgeschlossenen in Form der ›inklusiven Differenz‹, womit an den modernisierungstheoretischen Begriff der Kosmopolitisierung von Ulrich Beck angeknüpft, dieser zugleich aber sozialtheoretisch weiter gefasst wird. Die Erfindung des Menschen als Menschenrechtssubjekt – das heißt als ein existenziell berechtigtes Wesen – und die Ausrichtung der je eigenen Selbstwahrnehmung daran ist ein ebenso eindrucksvolles Beispiel für die Kosmopolitik des Sozialen wie die Zuschreibung einer Würde des Menschen. Sie stellt keine substantielle, ahistorische Eigenschaft dar, sondern eine geschichtlich und gesellschaftlich konturierte symbolische Formgebung des Mensch-Seins und liefert so einen ethischen und moralischen Maßstab dafür, wie Menschen(nicht) behandelt und was ihnen (nicht) angetan werden soll. Dieser Maßstab verknüpft ›globale‹ (weltweit zirkulierende) Wissensbestände und ›lokale‹ (situativ verankerte) Erfahrungen mit Vorstellungen von Humanität und darauf bezogener Solidarität, mit Selbstsorge und Sozialität. Ob ›Me too‹, ob lautes oder stummes Entsetzen angesichts von Exzessen geschlechtsbezogener Gewalt im Zeichen des Terrors, ob Kränkung, Demütigung oder Grausamkeit als institutioneller Normalfall der Geschlechterordnung und ihrer ›glokalen‹ Infragestellung – stets schließt die Kosmopolitik des Sozialen die Erfahrung der existenziellen Verletzlichkeit bis hin zur De- und Re-Humanisierung ein. Der Mensch kommt – unbenommen seiner jeweiligen sozial-kategorialen Besonderungen – als ›absolute‹ und zugleich höchst fragile Statuskategorie zum Tragen, hinter die nicht weiter (als bis zum Ding oder Tier – oder zum anderen Geschlecht?) zurückgegangen werden kann. Menschenwürde ist, wissenssoziologisch betrachtet, der Versuch, der humanen Ausstattung des Menschen ›als Menschen‹ einen Namen zu geben, das heißt einer Selbstverständlichkeit, die doch keine ist. Dies wird bei weitem nicht nur, aber zunehmend auch vor dem Hintergrund globaler Verflechtungen und lokaler Interaktionsordnungen sichtbar.
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