„More than human“
Konturen eines posthumanistischen Konzepts der Biopolitik
Keywords:
Anthropozentrismus, Foucault, Neue Materialismen, MilieuAbstract
Der Beitrag geht von der These aus, dass sich in Foucaults Konzept einer „Regierung der Dinge“ Elemente eines posthumanistischen Konzepts von Materialität finden und fruchtbar weiterentwickeln lassen. Es ermöglicht ein anderes Verständnis von Biopolitik, das sich nicht mehr länger ausschließlich auf den »Eintritt der Phänomene, die dem Leben der menschlichen Gattung eigen sind«, bezieht (Foucault 1983, S.169). Diese wichtige theoretische Verschiebung enthält drei Dimensionen. Erstens ist eine Bewegung zu beobachten, die über das Konzept von Biopolitik mit dem Fokus auf die physische und biologische Existenz hinausführt, hin zu einer »Regierung der Dinge«, die die Verknüpfungen und Vermischungen von Menschen und Dingen, dem Natürlichen und dem Künstlichen, dem Physischen und dem Moralischen in Betracht zieht. Zweitens vermeidet das Konzept des Milieus jedes einfache oder einseitige Konzept von Kausalität oder einen Fokus auf menschliches Handeln. Drittens sind in dieser Perspektive weder Natur noch Leben selbstevidente und stabile Einheiten oder Eigenschaften. In dieser Hinsicht ist (menschliches) Leben nicht etwas Gegebenes, vielmehr hängt es von Existenzbedingungen innerhalb und jenseits von Lebensprozessen ab.
Der Beitrag stellt die Konturen dieses posthumanistischen Konzepts von Biopolitik vor. Dieser konzeptionelle Vorschlag im Anschluss an Foucault vermeidet jedoch nicht nur die analytische Engführung eines auf Menschen fokussierten Regierungsbegriffs, sondern er adressiert auch zentrale Unklarheiten und ungelöste Spannungen, die viele Arbeiten der Neuen Materialismen prägen. Schließlich macht es dieser theoretische Schritt möglich, die scharfe Trennung zwischen dem Natürlichen auf der einen und dem Sozialen auf der anderen Hand zu untersuchen – und zwar als Effekt und Instrument von Regierungsrationalitäten und -technologien oder als eine spezifische Form einer »ontologischen Politik« (Mol 1999).
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