Die Objektivation der Sprache
Von der alten zur neuen Soziologie der Sprache
Schlagworte:
Sprache, Refiguration, Sprachsoziologie in der BRD, Neue Sprachsoziologie, KonventionalisierungAbstract
Nach dem „linguistic turn“ nahm die Sprache eine bedeutende Rolle in der Soziologie ein. Lag der Schwerpunkt der Forschung zunächst auf dem Verhältnis von Sprache, Institutionen und sozialer Ungleichheit, rückte später verstärkt das sprachliche Handeln in den Blick. So bildete die Sprachsoziologie eine der wichtigsten Säulen sowohl der theoretischen als auch der empirischen Soziologie; darüber hinaus kam es zu erfolgreichen Kooperationen mit der Soziolinguistik. Im Zuge dieser Fokussierung auf Sprache, sprachliches Handeln und sprachvermittelte Interaktionen wurde allerdings zunehmend die Vernachlässigung der nichtsprachlichen Kommunikation bemerkt, was zur intensiven empirischen und theoretischen Erforschung nichtsprachlichen kommunikativen Handelns führte – etwa im Rahmen des kommunikativen Konstruktivismus, der Praxistheorien oder der neuen Materialismen. Während diese Ausweitungen empirisch, methodologisch und theoretisch enorm fruchtbar waren, ist indessen die sprachsoziologische Forschung (nicht nur) im deutschsprachigen Raum nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Zwar gibt es noch einige Aktivitäten in der Linguistik und der stark linguistisch dominierten konversationsanalytischen Gesprächsforschung, doch wird die gegenwärtige Soziologie der gesellschaftlichen Rolle und Bedeutung der Sprache nicht mehr gerecht. Deswegen stellt sich die Forderung nach einer neuen Soziologie der Sprache. Diese muss an die (qualitativen wie quantitativen) empirischen Ausrichtung der Sprachsoziologie anschließen und ihre Verbindung zur (Sozio)Linguistik und Pragmatik erneuern sowie vor dem Hintergrund jüngerer theoretischer Entwicklungen neu über Sprache nachdenken. Ihre Aufgaben reichen von der Rolle der Sprache im Prozess der kommunikativen Konstruktion der Wirklichkeit oder in gesellschaftlichen Diskursen bis hin zur Funktion von Sprache in institutionellen Zusammenhängen (Wissenschaft, Religion, Ökonomie) sowie in ko-präsenten und/oder in mediatisierten bzw. digitalisierten Kontexten. Darüber hinaus muss die Refiguration der Sprache in der gegenwärtigen Gesellschaft betrachtet werden, also Überlagerungen gegenläufiger Tendenzen der Vermischung und Pluralisierung von Sprachen einerseits (hervorgerufen durch Tourismus und Migration, digitale Vernetzung und die globale Bedeutung des Englischen) sowie der Abgrenzung in Dialekten, Sondersprachen und Fachsprachen andererseits.
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