Die Hervorbringung von Elternschaftspositionen in Fortpflanzungskonstellationen

Für eine analytische Auffächerung elterlicher Beziehungen

Autor/innen

  • Laura Völkle Eberhard Karls Universität Tübingen

Schlagworte:

Familiensoziologie, Elternschaft, Soziologie der Schwangerschaft und Geburt, Soziologie des Kinderkriegens

Abstract

Die Familiensoziologie ging und geht oft selbstverständlich davon aus, dass beim Kinderkriegen aus „Paaren“ „Eltern“ und „Familien“  werden. Doch die sozialen Arrangements dieser Praxis haben sich längst pluralisiert und reichen von der gewählten Singlemutterschaft mit Samenspender, über gleichgeschlechtliche Konstellationen unter Beteiligung Dritter, bis hin zu postromantischen Co-Parenting-Projekten mit zwei oder mehr „Gründungsmitgliedern“. In solchen Konstellationen ist Elternschaft oft ein deutungsoffenes Konzept, das mehr oder weniger Teilnehmer:innen als die Paardyade einschließen kann und unterschiedliche Formen der Beziehung zum (werdenden) Kind umfasst, die sich mit der einfachen Unterscheidung von Eltern/Nicht-Eltern nicht gut fassen lassen. Der Beitrag nimmt mit und gegenüber anderen Begriffsangeboten vier konzeptuelle Verschiebungen vor und plädierte dafür, den Begriff der Eltern nicht einfach alltagsweltlich vorauszusetzen, sondern als kontingente Herstellungsleistung mittels des Konzepts der Fortpflanzungskonstellation zu untersuchen. Dieser Begriff kann als konzeptueller Rahmen für die Analyse des Kinderkriegens und die Herstellung elterlicher Beziehungen, die dabei stattfindet, fungieren. Nach der Herstellung von Elternschaft zu fragen, bedeutet dann zu fragen, wie Zugehörigkeiten und Beziehungen zum Kind (und zu den anderen Teilnehmer:innen der Fortpflanzungeskonstellation) hervorgebracht, affektiv gefärbt und im Beziehungsgefüge, das sich um die Geburt eines Kindes herum formiert, sozial signifikant gemacht werden.

Literaturhinweise

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Veröffentlicht

29.09.2023

Ausgabe

Rubrik

Sektion Familiensoziologie: Familiale Beziehungen