Editorial
Abstract
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Kennen Sie den schon?
Two academics walk into a bar. They bring their own drinks, pay $ 5.000, and leave feeling both proud and ashamed. It’s a publishing metaphor.
Der kurze Witz wurde irgendwann vor einiger Zeit über den Account @academicssay in meine Twittertimeline gespült. Der Account hat sich seit einigen Jahren zu einer festen Online-Größe entwickelt, wenn es darum geht, die mal lustigen, mal kuriosen und mal problematischen Neben- und Hauptwirkungen des Wissenschaftlerinnenalltags zwischen Forschung, Lehre, Verwaltung, Drittmitteleinwerbung, Publikationsdruck, Evaluation und Begutachtung in 280 Zeichen einzufangen. Besonders wenn es um den Bereich des wissenschaftlichen Publizierens geht, wird deutlich, welche Gräben sich zwischen den internen Spielregeln und Produktionsbedingen in der Wissenschaft und vermutlich ziemlich allen anderen Bereichen des Publizierens auftun. Allein der Umstand, dass der mit Abstand größte Teil der weltweit erbrachten Forschungsleistung durch öffentliche Gelder ermöglicht wird, die Publikation der Erkenntnisse dann aber über privatwirtschaftliche Anbieter erfolgt, die ihre Produkte über Abonnements oder Publikationsgebühren wiederum in großen Teilen an öffentliche Akteure absetzen, lässt sich Außenstehenden kaum Vermitteln – auch wenn zirkuläre Flussdiagramme hier sicher einiges zur Klärung beitragen können. Im Verlauf dieses Prozesses verschwinden so mehr und mehr Erkenntnisse hinter paywalls und sind weder der Öffentlichkeit noch Forschungsinstitutionen ohne erworbene Berechtigung zugänglich. Dass das nicht zwangsläufig der effektivste Einsatz von Steuergeldern sein muss, hat sich auch bei den beteiligten Institutionen und in der EU herumgesprochen. Mehrere nationale Fördereinrichtungen haben gemeinsam mit der Europäischen Kommission und dem Europäischen Forschungsrat Ende 2018 den Plan S veröffentlicht, der eine weitreichende Umstellung des wissenschaftlichen Publizierens auf Open Access Formate vorsieht.
Seitdem wird über die intendierten und mehr noch die nicht intendierten Folgen für das wissenschaftliche Publizieren diskutiert, die je nach disziplinärer oder auch nationaler Besonderheit sehr unterschiedlich ausfallen können. Einen fokussierten Blick auf die Soziologie werfen in diesem Heft die Beiträge des Symposions »Plan S für Open Access«, die aus Anlass einer Diskussionsveranstaltung auf der DGS Regionalkonferenz »Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften« im Herbst 2019 in Jena entstanden sind. Sie vermitteln einen guten Einstieg in die komplexe Thematik, die, soviel Prognose sei gewagt, uns auch in den kommenden Jahren als forschende, reviewende und publizierende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beschäftigen wird.
Herzlich, Ihre
Sina Farzin