Krisenwissenschaft Soziologie – Wissenschaft in der Krise?

Autor/innen

  • Birgit Blättel-Mink

Schlagwörter:

Krise, Multipradigmatik

Abstract

Die Gründung der Akademie für Soziologie hat die akademische Soziologie in Deutschland, vorsichtig formuliert, in Unruhe gebracht. Diese Unruhe kommt zu einer Zeit, in der die Gesellschaft, angesichts multipler und interdependenter Krisenphänomene, die spezifischen Kompetenzen einer multiparadigmatischen Krisenwissenschaft Soziologie bitter nötig hätte. In meinem Beitrag suche ich, unter Bezug auf biographische Erfahrungen und eigene Irritationen mit der Soziologie, nach Erklärungen für diese Situation. Ich argumentiere unter Rückgriff auf Bourdieus »ernste Spiele des Wettbewerbs«, dass nicht unbedeutende Teile der Soziologie, in je unterschiedlicher Zusammensetzung, eine gewisse Affinität zu diesen »ernsten Spielen« haben – nicht nur im Sinne eines männlich konnotierten Feldes akademischer soziologischer Praxis, sondern auch hinsichtlich der Art und Weise des Umgangs mit den Herausforderungen von Bologna und dem damit einhergehenden Wandel des Reputationssystems. Herausforderung für die Soziologie als Gemeinschaft wird es nun sein, durch Rückgriff auf ihre eigenen Stärken, zu einer, wenn auch streitbaren »Einheit in Vielfalt« zurück zu finden.

The recent founding of the Akademie für Soziologie has winded up the academic sociology in Germany. This comes at a time when society, facing multiple and interdependent crisis phenomena, would bitterly need the specific knowledge of a multi-paradigmatic crisis science as sociology is one. In my contribution, I look for explanations for this situation, referring to biographical experiences und individual irritations with sociology. Using the heuristic of Bourdieu’s »serious games of competition«, I argue that significant parts of the sociological community, each with its own composition, have a certain affinity to these »serious games« – not only in the sense of a male field of academic sociological practice, but also with regard to the way of dealing with the challenges of Bologna reforms and its effects on the scientific system of reputation. The challenge for sociology as a community will now be to find its way back to a »unity in diversity«, albeit a disputatious one, by drawing on its own strengths.

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Veröffentlicht

2019-01-01

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