Luftraumsoziologie
Flughäfen als Herausforderung für eine Theorie sozialer Praktiken
Keywords:
Luftraumsoziologie, Flughafen, NetzwerkforschungAbstract
Flughäfen gelten als Nichtorte, die sich kulturellen Formen der Aneignung entziehen (M. Augé), oder als Inbegriff von Fließräumen, die sich im Zuge einer umfassenden Dienstleistungsrevolution in globalem Maßstab zu einem Netzwerk verbinden und darüber jede Form der lokalen Einbettung verlieren (M. Castells). Gegenläufig zu diesen Diagnosen werden Flughäfen als Orte portraitiert, an denen kulturelle Muster der Aneignung am Werk sind und einander überlagern. Statt Flughäfen als einen eigenschaftslosen Luftraum zu betrachten, werden sie einer Analyse in Kategorien sozialer Praktiken zugänglich gemacht. Zum einen sind Flughäfen also ein Kandidat, der sich einer »Wende zu den Praktiken« bisher und besonders hartnäckig entzogen hat. Zum anderen lässt sich am Beispiel von Flughäfen zeigen, dass ein Desiderat der praxistheoretischen Wende weitgehend offen geblieben ist: Wie sind Praktiken im Plural zu begreifen? Wie ist – über die Charakterisierung einzelner Praktiken hinaus – ihr Verhältnis zu bestimmen? Auch zur Vorbereitung dieser Frage wird ein Literaturüberblick gegeben, der angesichts der erwähnten Festlegungen (auf Nichtorte bzw. Fließräume) über die Bestände soziologischer Forschungen hinausgreift.
Airports are typically considered to be non-places resisting cultural forms of appropriation (M. Augé) or epitomes of spaces of flow, interconnected on a global scale but disconnected from any local ties (M. Castells). Contrasting these claims, this paper portrays airports as places subject to interfering cultural forms of appropriation. Instead of presenting airports as spaces without qualities, they are analysed in terms of social practices. Thus this paper shows on the one hand how airports, having long resisted the »practice turn«, are made amenable to a praxeological approach. On the other hand it draws attention to a conceptual desideratum: How to conceive of a plurality of interrelated practices? Having characterized single practices in a first step, how then to describe their relationship with each other? These questions are unfolded against the backdrop of a literature review that extends beyond sociological discourse.