Das kulturelle Klima in Wien nach der Jahrhundertwende

Paul Lazarsfeld und das Akademische Gymnasium

Autor/innen

  • Georg Vobruba

Schlagworte:

Paul Lazarsfeld, Wien

Abstract

Der Zusammenstoß von Tradition und Moderne war in Wien besonders heftig. Daraus entwickelte sich in den Zehner- und Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts eine außergewöhnlich dichte und anregende kulturelle und intellektuelle Atmos­phä­re. Träger der Entwicklungen in bildender Kunst, Literatur und Wissenschaft war das Bürgertum, als dessen Bildungsanstalt sich das Akademische Gymnasium ver­stand. Seine Geschichte ist darum eng mit der Entwicklung des Bürgertums ver­bunden. Im Vergleich zu anderen Schulen in Wien hatte das AKG einen relativ ho­hen Anteil an jüdischen Schülern. Auch dies bezeugt die enge Verbindung der Schule mit dem Bürgertum, in dem säkularisierte jüdische Familien, wie jene, aus der Paul Lazars­feld stammte, eine wichtige Rolle spielten.

The clash between tradition and modernity was particularly fierce in Vienna. This resulted in an exceptionally dense and stimulating cultural and intellectual atmo­s­phe­re in the decade and twenties of the 20th century. The bourgeoisie was the driving force behind developments in the fine arts, literature and science, and the Aka­de­mi­sches Gymnasium saw itself as its educational institution. Its history is therefore closely linked to the development of the bourgeoisie. Compared to other schools in Vienna, the AKG had a relatively high proportion of Jewish pupils. This also testifies to the school’s close connection with the bourgeoisie, in which secularised Jewish families, such as the one from which Paul Lazarsfeld came, played an important role.

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Veröffentlicht

2024-07-01

Ausgabe

Rubrik

Identität und Interdisziplinarität

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