„In Tirana bin ich Geschäftsmann und arbeite rund um die Uhr. Hier habe ich ein Arbeitsverbot und sitze nur herum.“
Transnationale Lebensgeschichten zwischen Teilhabe und Ausschluss
Schlagworte:
Migrationsforschung, Geschlechterforschung, Biographieforschung, post-koloniale Kritik, Intersektionalität, TransnationalisierungAbstract
Der Beitrag beleuchtet die Verflechtungen von Selbst- und Fremdzuschreibungen Geflüchteter aus „sicheren Herkunftsstaaten“ und macht die daraus resultierenden Ambivalenzen zwischen Vulnerabilität und Handlungsmacht sichtbar. Im Mittelpunkt stehen die Selbstzuschreibungen der Biograph*innen im Kontext gesellschaftlicher Strukturierungen von Teilhabe. Anhand von biographischen Interviews und Dokumenten aus Asylverfahren wird herausgearbeitet, welche Positionierungen sie entlang verschiedener Ungleichheitsdimensionen vornehmen und wie sie diese in Bezug auf soziale Ungleichheit interpretieren.
Zunächst werden die gesellschaftspolitischen Rahmungen, die Polarisierung und damit einhergehende Marginalisierung dieser sozialen Gruppe hervorbringen, beleuchtet. Daran anschließend werden Selbstzuschreibungen Geflüchteter aus Westbalkanstaaten im Lichte gesellschaftlicher Strukturierungen von Teilhabe analysiert. Für den vorliegenden Beitrag wurden zwei Fallbeispiele von Menschen aus Albanien ausgewählt, die ein Asylverfahren in Deutschland durchlaufen haben und sich bis dato in Deutschland aufhalten. Darüber hinaus zeigt sich, wie sich Schutzsuchende aus „sicheren Herkunftsstaaten“ in Abwägung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu anderen Geflüchteten positionieren und welche Strategien des Zugangs zu gesellschaftlicher Teilhabe sie entwickeln.
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