Editorial
Abstract
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
Als wir Sie im Herbst 2017 baten, an einer Umfrage unter den Lesern und Leserinnen der SOZIOLOGIE teilzunehmen, waren wir nicht sicher, ob wir mit viel Resonanz rechnen konnten. Viele unter Ihnen sind vermutlich immer wieder mit unverlangt zugesandten Einladungen und Aufforderungen dieser Art konfrontiert, und selbst bei durchaus ehrenhaften Anliegen beschleicht einen nach Anklicken von Unterfrage 56_3_b manchmal eine Ahnung, dass man den Nachmittag vielleicht doch sinnvoller hätte verbringen können. Wir haben unsere Umfrage daher kurz gehalten und ob es nun daran lag oder – das wäre noch schöner – an Ihrem Engagement: Der Rücklauf hat uns überrascht und begeistert. Über 1.300 Personen haben sich beteiligt, und Sie finden in diesem Heft eine erste Auswertung der Ergebnisse. Ihre Antworten und Kommentare haben uns mit wertvollen Ideen und food for thoughts versorgt. In den kommenden Editorials werde ich immer wieder darauf zurückkommen und erläutern, wie wir Ihre Hinweise und Kritik umsetzen.
Ein wiederholt geäußerter Wunsch ist der nach dialogischen Formaten und mehr interner Debatte. Wir werden das aufgreifen und versuchen, bestehende Formen zu verstärken und neue zu entwickeln. Dabei sind wir aber nicht zuletzt, was die Themen angeht, auf Sie angewiesen: Die SOZIOLOGIE ist in erster Linie das Forum der DGS-Mitglieder. Wir sind für Beitragsangebote stets offen, die eine reflexive Perspektive auf unsere Disziplin entwickeln, sei es in historischer, forschungsthematischer oder praktischer Hinsicht. So stellt beispielsweise Tanja Bogusz in diesem Heft die Frage nach den Auswirkungen der historischen Differenzierung einer soziologischen und anthropologischen Beobachtung von Gesellschaft; ein Autorenkollektiv fragt nach den Erkenntnisverlusten zwischen den weitgehend unbeeindruckt voneinander arbeitenden Teilfeldern Wissenschafts- und Hochschulforschung, im Beitrag von Roman Kiefer, Christoph Panzer und Hannes Weinbrenner wird das Soziologieverständnis Studierender in verschiedenen Phasen ihrer Studiums und an verschiedenen Standorten untersucht, und Jo Reichertz schließlich diskutiert die praktischen Probleme bei der Bewertung kollektiver Interpretationsarbeit. Wir hoffen, mit diesen und weiteren Beiträgen schon im aktuellen Heft zu dem in der Umfrage artikulierten, selbstbefragenden Blick auf die Soziologie beitragen zu können. Ob daraus und darüber hinaus Debatten entstehen, liegt nicht zuletzt an Ihnen. Wenn ich mir eine Zahl in der Befragung anders wünschen könnte, wäre es die Antwort auf die Frage gewesen, ob Sie selbst schon einmal einen Text in der SOZIOLOGIE veröffentlicht haben. Nur 6% der Antwortenden haben das bereits mehrfach getan, 11% bisher einmal. Ich denke, da ist noch etwas Luft nach oben. Im Beitrag zur Auswertung der Umfrage ab Seite 204 stellen wir daher auch die verschiedenen Beitragskategorien der SOZIOLOGIE noch einmal vor; vielleicht bringt das ja die eine oder den anderen auf Ideen.
Herzlich,
Ihre Sina Farzin