„Wir sind wütend, wir sind traurig“

Zur polarisierten Debatte um Antisemitismus und die Präzedenzlosigkeit der Schoa in Deutschland

Autor/innen

  • Mirjam Wenzel Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt

Schlagworte:

Antisemitismus, Rassismus, documenta, Schoa, Kolonialismus, Museumsdefinition, Restitution, Jüdisches Museum, BDS-Resolution, Israel

Abstract

In ihrem Eröffnungsvortrag zum Deutschen Soziologiekongress 2022 geht Mirjam Wenzel, Direktorin des Jüdischen Museums Frankfurt, darauf ein, in welchem Maße die öffentliche Auseinandersetzung mit der deutschen Gewaltgeschichte von „Polarisierten Welten“, dem Kongressmotto, geprägt ist. Ausgehend von der internationalen Debatte um eine neue Museumsdefinition legt sie dar, dass die Frage nach der Provenienz von Sammlungsobjekten und den Restitutionsansprüchen von Communities in der neuen Definition nicht verankert ist. Ihr Aufsatz wirft die Frage auf, wem die Geschichte gehöre und skizziert das Spannungsverhältnis, das die gegenwärtigen Diskurse um postkoloniale versus jüdische Studien, Genozid versus Schoa, Rassismus versus Antisemitismus prägt. Im Zentrum stehen dabei die Konflikte um die documenta 15 und der Vorschlag, partikulare Erfahrungen und universale Perspektiven in einer Ethik des „Nie wieder“ zu verbinden.

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Veröffentlicht

29.09.2023

Ausgabe

Rubrik

Eröffnungsveranstaltung